Gelenka-Stühle im Stuhlbaumuseum Rabenau

Stuhlbaumuseum Rabenau – Industriegeschichte mit Überraschung
Am Vorabend des Reformationstages 2025 lud der Verein des Stuhlbaumuseums Rabenau zu einer Ausstellungseröffnung ein. Bis zum 15. März 2026 werden unter dem Titel „Gelenka – Mythos und Wirklichkeit“ Stühle der Marke „Gelenka“ gezeigt. Rund 50 Gäste folgten der Einladung, unter ihnen auch Frau Jutta Trommsdorff-Breitenborn. Sie ist die Tochter des Erfinders Ernst Breitenborn, der sich u.a. das Konstruktionsprinzip für die Gelenka-Stühle ausgedacht hat. Die einführenden Worte hielt die Museumsleiterin Frau Simon.
Vor fast zwei Jahren besuchte ich das Deutsche Stuhlbaumuseum in Rabenau das letzte Mal. Anlass für diesen Besuch war die Sonderausstellung zum DDR-Küchenstuhl „EW 1192“. Schon damals, wie auch bei vorangegangenen Präsentationen, gefiel mir das bodenständige Ausstellungskonzept des Vereins. Auf engsten Raum und mit bescheidenen Mittel werden in klaren Strukturen eigene Forschungsergebnisse gezeigt und Personen bzw. Produkte ausführlich beschrieben.
Die „Gelenka-Wahrheit“ – von Dieckmann zu Breitenborn
Die am 30. Oktober 2025 eröffnete Sonderschau hat eine lange Vorgeschichte. Die für die Ausstellung notwendige und intensive Recherchearbeit endet mit einem spektakulären Finale. Der Werdegang bis zur aktuellen Ausstellung in knappen Worten.

Im Jahr 2002 erhielt das Stuhlbaumuseum zwei Stühle als Geschenk, sie enthielten das Label „Gelenka“. So wie erhalten, verschwanden diese im Depot und wurden erst 17 Jahre später zum Stuhlbauertag wieder ausgepackt und ausgestellt. Für eine optisch bessere Ausstellungspräsentation der beiden Sitzmöbel befragte man das Internet nach dem Namen „Gelenka“ und erhielt eine bemerkenswerte Antwort. Der Bauhaus-Designer Erich Dieckmann (1896 – 1944) sei der Vater dieser Stuhlkonstruktion.
Einige Zeit später kamen den Rabenauern jedoch Zweifel. Bestimmte Angaben in der Fachliteratur zeigten keine Verbindung zwischen Bauhaus und „Gelenka“. So begann die im Verein ehrenamtlich tätige Wissenschaftlerin Frau Dr. Fuchs im Jahr 2019 mit der intensive Suche und Forschung. Sechs Jahre Fleiß, Ausdauer und Hartnäckigkeit brachten ein beindruckendes und überraschendes Ergebnis. Die Gelenka-Stühle sind ein Leipziger Produkt und stammen von dem recht unbekannten sächsischen Erfinder Ernst Breitenborn (1898 – 1962).
Holzgestell, Klötzchen, Federn – fertig

Das patentierte Konstruktionsprinzip von Ernst Breitenbach ist einfach. Prinzipiell besteht jedes Stuhl- und Sesselmodell aus drei Baugruppen; einem Holzgestell, unterschiedlich vielen Holzklötzchen und entsprechenden Stahlfedern. Fertig sind die sehr bequemen Sitzmöbel. Das gleiche Prinzip wurde auch bei Liegestühlen und Bettmatratzen (ähnlich den heutigen Lattenrosten) eingesetzt.
Sonderausstellung „Gelenka – Mythos und Wirklichkeit“
In der Sonderausstellung „Gelenka – Mythos und Wirklichkeit“ können die Besucher die ausführliche Geschichte der Forschungsarbeit von Frau Dr. Fuchs, den Lebensweg des sächsischen Erfinders Ernst Breitenborn und eine Vielzahl von „Gelenka“-Stühlen bewundern. Wer möchte, kann das einzigartige Sitzgefühl selbst erleben. Zwei Stühle stehen extra dafür zur Verfügung.

Der Verein bietet einen kleinen Katalog zur Sonderausstellung an. In diesem sind auch alle in Museumsbesitz befindlichen Stuhlmodelle der Marke „Gelenka“ abgebildet. Die Broschüre kann für 10 € erworben werden.