Der Personenaufzug in Bad Schandau
Bad Schandau und sein elektrischer Personenaufzug
Schandau nennen es die Einheimischen, Bad Schandau ist der komplette Name der Kleinstadt in der Sächsischen Schweiz. Am rechten Elbufer gelegen, gehören auch die ehemals selbstständigen Gemeinden Ostrau, Postelwitz, Porschdorf, Prossen, Schmilka, Waltersdorf und als einziger Ort auf der linken Elbseite Krippen zum Kurbad, was seit 1920 den Titel Bad im Stadtnamen tragen darf. Seit 1905 gibt es eine interessante und nutzbare Sehenswürdigkeit, den elektrischen Personenaufzug Bad Schandau.
Die Anreise in die Kurstadt
Seit rund 50 Jahren besuche oder durchfahre ich den Erholungsort. Die Motivationen waren und sind ganz unterschiedlich. Viele Wanderungen durch die hintere Sächsische Schweiz beginnen oder enden hier. Für andere Ziele, wie das Kirnitzschtal, die Böhmische Schweiz oder für Fernreisen per Bahn habe ich den Ort nur tangiert.
Die Zufahrtswege haben sich im genannten Zeitraum aber kaum verändert. Die Verkehrsmittel und deren Verfügbarkeit schon. So können verkehrstechnische Individualisten Bad Schandau mit dem PKW über die B172 von Pirna kommend oder aus nördlicher Richtung via Sebnitz und Neustadt / Sa. anfahren. Als öffentliche Verkehrsmittel stehen der Zug (S-Bahn) von Dresden (zum Elbseitenwechsel weiter mit Fähre) oder Busse von Pirna (Linie 241) bzw. Sebnitz (Linie 260) zur Verfügung. An- oder durchreisende Pedaleure können den Elberadweg nutzen. Dieser wurde erst nach 1990 intensiver angelegt und ausgebaut. Die Weiterreise ins Böhmische ist möglich.
Erholung in Bad Schandau
Wer in der kleinen Stadt an der Elbe freiwillig oder als Kurgast notwendigerweise eine kurze oder längere Pause einlegt, wird sich wohlfühlen. Zwar gibt es nicht eine riesige Masse an Attraktionen, die kleinen Sehenswürdigkeiten und auch die Möglichkeiten für aktive und passive Entspannung sind aber gegeben.
Eine Sehenswürdigkeit, die ich auch schon als Kind bewundert habe, ist der elektrische Personenaufzug an der Rudolf-Sendig-Straße. An diesem reichlich 100 Jahre alten Aufzug führt seit eh und je die Bundesstraße (bis 1990 Fernverkehrsstraße) 172 von Bad Schandau über Postelwitz nach Schmilka und von dort weiter ins Böhmische (Hřensko – Herrnskretschen, Děčín – Tetschen) vorbei.
Der historische Personenaufzug
Reichlich 100 m oberhalb von Bad Schandau liegt der Ortsteil Ostrau, eine kleine Villenkolonie. Ab 1903 ließ hier der örtliche Hotelier und Investor Rudolf Sendig zahlreiche im Landhausstil geprägte Holzvillen errichten. Damals als Neu-Schandau-Ostrau bezeichnet, ist die Gegend heute als Ostrauer Scheibe bekannt.
Es fehlte noch eine direkte Verbindung zwischen dem Hauptort „unten“ und der neuen Sommerfrische „oben“. Dank einer großartigen Idee und der großzügigen Investition des Hotelies Rudolf Sendig konnte das Problem schnell gelöst werden.
Schon am Osterwochenende 1905 war es dann soweit. Seit Karsamstag des Jahres können die knapp 50 m Höhenunterschied ganz bequem in nicht mal einer Minute mit Hilfe eines modernen, elektrischen Personenaufzugs bewältigt werden.
Der Investor Rudolf Sendig
Über Rudolf Sendig (1848 – 1928) existieren inhaltlich ganz verschiedene Berichte. Als eine interessante Publikation erscheint mir „Vom alten und neuen Schandau“. Der Untertitel dieses 150 Seiten starken Buches lautet: „Herrn Rudolf Sendig, dem Förderer der Stadt Schandau, am Gedenktage seiner 25jährigen Wirksamkeit. Gewidmet von treuen Freunden. Schandau am 15. Mai 1896“.
Die Rudolf-Sendig-Straße
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hieß diese Straße entsprechend der sich anschließenden Ortschaft Postelwitzer Straße. Zu Ehren des großen Förderers der Stadt Schandau wurde sie zu diesem Zeitpunkt in Rudolf-Sendig-Straße umgewidmet.
Das war nicht die letzte Umbenennung. Wie in der DDR üblich, erhielten ab 1945 beginnend Straßenzüge und Plätze neue, teilweise witzige Bezeichnungen. In alten (DDR-)Wanderheften konnte ich lesen, dass dieser Straßenzug auch mal als „Straße der 3. Weltfestspiele“ (um 1962) und „Otto-Buchwitz-Straße“ (um 1969) geführt wurde. Nach 1990 erfogte dann die sinnvolle Rückbennung.
Ganz großes Kino und kleine Tiere
Übrigens, für alle, die zu weit weg wohnen, aktuell keine Lust haben oder Bad Schandau aus anderen Gründen keinen Besuch abstatten können, sei hiermit mitgeteilt:
Im 2014 erschienen Film „Grand Budapest Hotel“ können Sie den elektrischen Personenanzug von Bad Schandau in leicht anderer Konstellation filmisch betrachten.
Wer dennoch den Aufzug nutzt, wird an der oberen Station nicht schlecht staunen. Seit einigen Jahren befindet sich dort das Luchsgehege Bad Schandau. Mit etwas Glück lassen sich die Bewohner beobachten. Die Tickets für den Personenaufzug Bad Schandau gibt es vor Ort.