Winter in Neurehefeld und Moldava
Schneesicheres Rehefeld im Osterzgebirge
Die Region um Rehefeld-Zaunhaus im Osterzgebirge gilt als relativ schneesicher. Diesen Umstand, der noch immer gilt, können sich schneeliebende Besucher für einen Winterausflug zu Nutze machen. Wenn es dann noch die Möglichkeit gibt, diesen Tagesurlaub wochentags durchzuführen, stehen winterliche Waldwege und Skiloipen für die fast alleinige Nutzung bereit.
Da sich der Winter im Dresdner Raum traditionell zurückhaltend zeigt, habe auch ich mich auf den Weg ins Osterzgebirge gemacht. Mit meiner Begleitung wanderte ich bei leichten Minusgraden eine kleine Tour durch die winterliche Pracht.
Unterwegs zwischen Neurehefeld und Moldava
Als Ausgangspunkt für unsere Entspannungsübung entschieden wir uns für die kleine Ortslage Neu-Rehefeld, Teil von Rehefeld-Zaunhaus , was wiederum seit 1994 ein Ortsteil der Bergstadt Altenberg ist. Zwischen den beiden Ansiedlungen Rehefeld-Zaunhaus und Neu-Rehefeld liegt der Berggipfel Hemmschuh (846 Meter), der seit 1992 sogar über eine Sesselbahn verfügt. Ausreichender Schnee vorausgesetzt, können sich bergabfahrende Skifreunde an Wochenenden und in den sächsischen Winterferien auch von Montag bis Sonntag von Rehefeld aus bequem auf den Berg fahren lassen. Vom Grenzort Neu-Rehefeld sind es nur ein paar Schritte hinüber ins „Böhmische“. Die benachbarten Ortschaft Moldava (Moldau) erreichen wir über eine Brücke, unter der bis 1945 die Eisenbahnlinie Nossen – Freiberg – Moldava – Brüx (Most) führte.
Die tschechische Gemeinde teilt sich in den oberen Ortsteil Horní Moldava, der von der deutschen Seite aus auch per PKW erreicht werden kann, und in den unteren Ortsteil (Dolní Moldava), welcher der ältere Teil des Ortes ist. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es dort einen touristischen Grenzübergang, der Ausflüge von und nach Holzhau ermöglicht. Zwischen beiden Gemeindeteilen liegen ca. drei Kilometer Straße bzw. Wanderweg.
Unser Winterspaziergang führte uns entlang der Eisenbahnlinie bis zum Promenadenweg und auf einem verschneiten Waldweg wieder zurück zum Ausgangspunkt. Einige Skiwanderer begleiteten uns oder kreuzten unsere Wege. Die Schönheit und teilweise auch Unberührtheit der Winterlandschaft hat für ausgedehnte Wanderausflüge einen Nachteil. Unmarkierte Wege, die auf Wanderkarten oder in einer digitalen Navigation angezeigt werden, sind im Winter wenig bis überhaupt nicht passierbar. Das Wandern ist so schwierig bis unmöglich. Also haben wir nur die Schönheit der Landschaft genossen und warten auf wärmere Tage, um die angebotenen Möglichkeiten der Erholung später zu nutzen.
Grenzenloser Rundwanderweg Rehefeld/Moldava
Eines dieser Erholungsangebote wurde im Juni 2022 neu eingerichtet und eröffnet. Unter der Bezeichnung „Grenzenloser Rundwanderweg Rehefeld/Moldava“ kann die Osterzgebirgsregion beiderseits der Grenze erwandert werden. Auf einer Länge von 13 Kilometer wurden 16 Informationstafeln aufgestellt, die Auskunft über die bewegte Geschichte der beiden Orte Rehefeld und Moldava geben. Wie es sich für einen Rundwanderweg gehört, kann dieser an beliebiger Stelle begonnen und beendet werden. Im Infozentrum in Moldava liegt dazu ein zweisprachiger Flyer aus.
Eisenbahngeschichte im Osterzgebirge
Die auch als „Teplitzer Semmeringbahn“ bezeichnete Bahnstrecke der Freiberger/Moldauer Bahn führte bis 1945 vom böhmischen Ort Most (Brüx) über Horní Litvínov (Oberleutensdorf) und Osek (Ossegg) bis auf den Erzgebirgskamm nach Moldava (Moldau) und von dort weiter bis nach Freiberg/Sachsen mit Anschluss nach Nossen. Insgesamt müssen auf dem tschechischen Teil 557 Höhenmeter überwunden werden. Die Bahntrasse führt dabei über 4 Viadukte, durch 2 Tunnel und mit vielen Kurven und Steigungen bis hinauf nach Moldava v Krušných horách, auf 782m ü.N.
Der erste Zug fuhr vor reichlich 140 Jahren, am 6. Dezember 1884, im Bahnhof Moldau ein. Obwohl es in den vergangenen 30 Jahren immer wieder Schwierigkeiten gab, den Fahrbetrieb auf tschechischer Seite zu erhalten, wird der kleine Ort im Osterzgebirge immer noch angefahren. Aktuell gibt es zwei Betreiber, die Railway Capital (RCAS) und die GW Train Regio (GWTR), welche immer sonnabends bis nach Moldava v Krušných horách fahren.
Auf deutscher Seite wird die Bahnstrecke durch die Freiberger Eisenbahn mit der Linie RB83 angeboten. Sie endet am Bahnhof in Holzhau. Der alte Bahndamm in Richtung tschechischer Grenze ist immer noch vorhanden. Zwischen dem Bahnhof Holzhau (Bahnkilometer 30,7) und dem Bahnhof Moldava (Bahnkilometer 39,4) fehlen so 8,7 km Bahnstrecke.
Die neue Eisenbahnlinie Holzhau – Moldava
Um die Wiederherstellung dieses fehlenden Streckenabschnitts wird seit einigen Jahren gerungen. Schon seit 2018 versuchen tschechische und deutsche Kommunen und regionale Institutionen die grenzüberschreitende Eisenbahnlinie wieder zu reaktivieren. Bisher leider erfolglos. Dabei wurde die Eisenbahnstrecke der „Teplitzer Semmeringbahn“ schon 1998 zu einem Kulturdenkmal der Tschechischen Republik erklärt. Das im Jahr 2024 gegründete Projekt „Die Eisenbahn verbindet! / Železnice spojuje!“, Teil eines grenzüberschreitenden Förderprogramms, soll nun die Voraussetzungen für die neue, alte Verbindung schaffen.
Wenn das gelingt, könnte die Eisenbahnverbindung von Most bis Freiberg vielleicht sogar in die bestehende UNESCO-Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří eingegliedert werden.