Schloss-Park-Umgebung Siebeneichen bei Meißen
Auf Fahrt nach Lommatzsch mit Halt in Siebeneichen
Kleine Naherholungsgebiete im Umkreis von Dresden haben es bei mir nicht leicht. Entweder sind sie mir schon so bekannt, dass ich wiederkehrende Besuche vermeide oder sie sind so klein, dass sie auf meiner Freizeitliste immer wieder nach hinten rutschen. Das soll sich ändern.
Es war Montag, der Vorfrühling zeigte sich mit Sonne und ein zeitlich nicht ganz definierter Termin erwartete mich in Lommatzsch. Über die Bundesstraße 6, die über Meißen in Richtung Riesa führt, wählte ich die entspannende Route. Kurz nach dem Ortseingang in Meißen sehe ich eine Parkplatzhinweistafel. Ich biege von der B6 ab und parke vor der Gaststätte „Restaurant Försterhaus 7-Eichen“. Da erinnerte ich mich. Vor vielen Jahren war ich schon mal hier. Tierpark, Schloss, Wanderung – was war das damals?
Tierpark Meißen
Als erstes fällt mir die intensive Beschilderung auf. Alles neu und im Top-Zustand. Die Ziele sind nicht weit, manche Bezeichnungen kenne ich nicht.
Der erste Weg führt mich in Richtung Tierpark. Ich erwarte nicht, dass er Montagvormittag geöffnet ist, aber dann. Der Meißner Tierpark, ehemals Heimattiergarten Meißen, ist völlig geschlossen. Der Anfang der 70er Jahre als Tiergehege angelegte Tierpark befindet sich seit 1984 an dem jetzigen Standort.
Am Tor ist kein Schild, ich finde keine Öffnungszeiten. Da fällt es mir wieder ein, dass ich vor längerer Zeit über einen Streit zwischen dem Besitzer / Pächter und der Stadt Meißen gelesen hatte. Nun ist das Ergebnis offenbar so, dass der bisherige Pächter den seit 20 Jahren betriebenen Tierpark zum Jahresende 2021 geschlossen hat bzw. schließen musste.
Ob der in einem Zeitungsartikel von Oktober 2021 genannte zukünftige Betreiber, die Lebenshilfe Meißen e.V., den Tierpark tatsächlich betreiben wird, ist noch nicht geklärt.
Platane und Arita-Hain
Also laufe ich weiter. Die „Siebeneichner Platane“ empfängt mich. Der ca. 300 Jahre alte und 33 m hohe Baum steht unter Naturschutz und ist dem Sachsenforst eine aussagefähige Informationstafel wert. Dieser entnehme ich, dass Platanen bis zu 1.000 Jahre alt werden können. Im konkreten Fall werde ich das nicht überprüfen können.
In unmittelbarer Nähe befindet sich der Arita-Hain, für mich Neuland. Kernstück dieses kleinen Rondells ist eine Stele mit einem Reliefbild und einer Porzellanplatte. Die Minianlage wurde schon 1985 eingeweiht. Der japanische Ort Arita ist das Zentrum der japanischen Porzellanherstellung. So erklärt sich auch die Verbindung zu Meißen. Der auf dem Relief dargestellte Dr. h.c. Naotsugu Nabeshima (1912 – 1981) hat sich als Vorsitzender der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Japan – DDR sehr um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Meißen und Arita bemüht.
Park Siebeneichen
Ich widme mich wieder den zahlreichen Wanderwegweisern und entscheide mich für einen spontanen Ausflug in Richtung Schloss. Mein Weg führt mich durch den Küchengrund und nach einem knappen Kilometer Waldweg stehe ich vor dem Schlossgebäude. Bei meinem kurzen und steilen Aufstieg sehe ich wiederholt auf eine größere Anzahl von Wegweisern und Wanderwegen zu Zielen der Umgebung.
Die ganze Gegend zählt zum Siebeneichener Park, der schon im 16. Jahrhundert angelegt worden sein soll. Auch wenn die Parkbesitzer über die Jahrhunderte wechselten, die öffentliche Zugänglichkeit blieb immer erhalten. Natürlich gab es im Lauf der vielen Jahre immer mal Ereignisse oder Entscheidungen, welche die Natur nicht unbedingt geschützt oder gefördert haben. Insgesamt habe ich aber einen positiven Eindruck von dieser Gesamtanlage.
Schloss Siebeneichen
So stehe ich also an einem sonnigen Montagvormittag vor dem Schlossgebäude. Auch hier gibt es keine Öffnungszeiten. Wie schon beim volksnahen Tierpark, wird auch hier die Tradition gewahrt. Das Gebäude ist nicht öffentlich. Der Freistaat Sachsen, vertreten durch das Landesamt für Schule und Bildung, nutzt das Objekt als Fortbildungs- und Tagungszentrum. Ja, dachte ich so bei mir. In dieser Umgebung, bei dieser Ruhe und vielleicht noch an sonnigen Tagen – da müsste Fortbildung Spaß machen. Eine Dresdner Tageszeitung hatte allerdings im Juli 2021 darüber berichtet, dass es im Jahr 2022 mit der Fortbildung an dieser Stelle vorbei sein soll. Ein Umzug nach Kamenz ist geplant. Warten wir es ab.
Wie bei Schlössern, die sich im Osten der Republik befinden, fast üblich, hat auch Schloss Siebeneichen eine lange und bewegte Besitzer- und Nutzergeschichte. Von 1543 bis zur Enteignung 1945 in Privatbesitz, wird die Einrichtung danach für verschiedene Verwaltungsaufgaben genutzt. Die längste Nutzung erfolgte durch das Ministerium für Kultur der DDR, welches ab 1953 die Kulturfunktionäre für die gesamte Republik an diesem entspannenden Ort ausbilden ließ. Von 1963 bis 1990 lautet die offizielle Bezeichnung „Fachschule für Klubleiter Siebeneichen“. Was es alles gab.
Ich sehe mich in den frei zugängigen Außenanlagen etwas um. Im Zufahrtsbereich sind mehrere Plastiken sächsischer Künstler aufgestellt. Sie stammen von einem Pleinair aus dem Jahr 1985. Nicht alle Schilder sind erhalten, ich lese u.a. Eva Anderson, Lothar Beck, Andreas Mahn und Peter Fiedler.
Zum Abschluss meines spontanen Kurzausfluges laufe ich einen links vom Schloss zum Tierpark angezeigten Weg bergab zurück. Vom Parkplatz aus, setze ich meine Fahrt nach Lommatzsch fort. Meinen Termin erreiche ich etwas später, dafür mit einer Menge neuer Eindrücke.
Nachtrag zu Porzellan aus Arita in Meißen
Wie manchmal so die Zufälle im Leben spielen. Heute (29. April 2022) habe ich in einem Antiquariat einen Ausstellungskatalog zu einer Ausstellung zu „Porzellan aus Arita“ gefunden. Im Jahr 1985 fand diese in drei Städten statt. Im März und April 1985 war die Galerie am Fischmarkt, „Haus zum roten Ochsen“ in Erfurt der Gastgeber. Die Albrechtsburg in Meißen zeigte die Ausstellung aus Japan im Juni 1985 und von August bis Anfang September 1985 konnten die Stücke im Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick betrachtet werden.