Von Wehlen nach Wehlen und zurück
Wehlen – die Perle der Sächsischen Schweiz
Ich weiß nicht genau und auch nicht überschlagsmäßig, wie oft ich schon in Wehlen in der Sächsischen Schweiz gewesen bin. Von Dresden aus ist die Perle der Sächsischen Schweiz, wie sich der Ort selbst bezeichnet, in reichlich 45 Minuten schnell erreicht. Ob mit PKW oder mit der S-Bahn, die Fahrzeit ist fast identisch. Meist waren zielgerichtete Wanderungen die Auslöser für meine Besuche, so wie im März dieses Jahres der Bergtest. Im Beitrag „Robotron Bergtest bei Wehlen“ berichtete ich darüber.
Heute sollte es aber endlich mal ganz anders werden. Als Tourist in Sandalen, Fotoapparat behängt und ohne navigierende Hilfsmittel, wollte ich die Gegend zwischen Dorf Wehlen und der Stadt an der Elbe genießen.
Stadt Wehlen oder Dorf Wehlen?
Wo soll die Reise hin gehen? Nach Wehlen natürlich. Quasi als Nachbar des Elbsandsteingebirges werden Ortsnamen meist nur gekürzt angegeben. Ich fahre z.B. nach Schandau, nicht nach Bad Schandau, bin in Rathen unterwegs, nicht im Kurort Rathen oder spaziere durch Wehlen, nicht durch Stadt Wehlen. Doch halt, hier gebe es berechtigte Einsprüche. Immerhin unterscheiden Landkarten, Fahrpläne usw. zwischen Dorf Wehlen, welches sich hochwassersicher oberhalb des Elbtales befindet und der Stadt Wehlen am Elbufer. Ursprünglich soll der Zusatz „Stadt“ nur zur Unterscheidung zum Dorf entstanden sein. Geografisch liegen beide Orte nicht weit auseinander und bilden seit 1994 eine Gemeinschaft. Zu dieser gehört auch der linkselbische Ortsteil Pötzscha mit der Bahnstation „Stadt Wehlen“, welcher schon 1939 in die Stadt Wehlen eingemeindet wurde (gemeinsam mit dem rechtselbischen Flecken Zeichen).
Wer also sagt, er war in Wehlen, macht nichts verkehrt. Falls notwendig, kann er noch spezifizieren, er war in Dorf und / oder Stadt Wehlen.
Der Rundweg
Meinen touristischen Spaziergang habe ich als Rundweg geplant. Dafür wähle ich als Startpunkt den Parkplatz „Schöne Aussicht“ oberhalb von Stadt Wehlen. Den Hausbergweg bergab laufend, vorbei an einem Lehrbienenstand – was es alles gibt – erreiche ich den Ort an der Elbe. Schon während dieses kurzen Abschnitts fallen meine Blicke auf die von viel Grün eingefasste Elbe und auf die gegenüber liegende Hangseite. In Nähe des Marktes angekommen, entschließe ich mich, die historische Burgruine von der Rückseite aus zu erobern. Im Jahr 2017 hat sich eine Interessengemeinschaft „Burgfreunde“ gegründet, deren vorrangiges Ziel der Erhalt dieser erstmals 1269 erwähnten Burg ist.
Der Aufstieg ist unspektakulär. Informationstafeln erklären an vielen Stellen dreisprachig die Geschichte des Objektes. Auf dem Plateau angekommen sind Aussichten in fast alle Richtungen möglich. Vor mir sehe ich den Marktplatz mit der zur Philippuskirchgemeinde Lohmen gehörenden Radfahrerkirche. Auf der Elbe ist reger Schiffsverkehr, Dampfschiffe, die Fähre und Paddler teilen sich den Fluss. Mein Blick geht zum anderen Elbufer, ich sehe das Freibad, den Bahnhof und auf den Höhen dahinter zeichnen sich die Bärensteine und der Rauenstein ab. Hinter mir liegt ein markantes Gebäude, es handelt sich um das Heimatmuseum mit dem Pflanzengarten.
Ich verlasse den Aussichtspunkt in Richtung Markt. Der Ort ist infolge des herrlichen Sommerwetters, der Ferienzeit und der attraktiven Lage, eben eine Perle, gut gefüllt. Die Ausschilderungen für Wanderer, Radfahrer und Spaziergänger wie mich, sind hier und in allen anderen regionalen Abschnitten ausgezeichnet. Nach dem Genuss von italienischen Eis aus Wehlen, beginne ich den Rückweg, der mich über die Wilkeaussicht führen soll. Dieses Wanderziel wird öfters angezeigt und erwähnt, ich kenne sie bisher nicht. Das sollte sich also heute ändern.
Die Wilkeaussicht bei Wehlen
Der Wanderweg verläuft über den asphaltierten rechtselbischen Radweg, der über den Ortsteil Zeichen bis nach Pirna führt. Nicht ganz ein Kilometer sind zu laufen, bis mir ein Wegweiser den Aufstieg zur Wilkeaussicht anzeigt. Nun rächt sich meine legere Kleiderordnung im Schuhbereich. Infolge der feuchten Witterung der vergangenen Tage ist der steil ansteigende Waldweg recht schmierig. Zwischenzeitlich passiere ich eine kleine Brücke über den Wilkebach, die einen Blick auf den Wasserfall erlaubt. Aktuell führt der Bach aber nur wenig Wasser. Ich steige den mit Halteseilen abgesicherten Wanderweg trotz meiner rutschigen Schuhsohlen zügig und unbeschadet bergan. Ein herrlicher Aussichtspunkt empfängt mich. Bis 1877 hieß die Aussicht Poltermanns Ruhe, benannt nach einem Pfarrer aus Dorf Wehlen. Warum sie in Wilkeaussicht umbenannt wurde, ist unbekannt.
Herrliche Aussichten
Der Blick ins Elbtal ist jedenfalls grandios. In der Ferne erkenne ich wieder den Rauenstein und hinter den Weißen Brüchen sehe ich die Gaststätte auf der Bastei, oberhalb vom Kurort Rathen gelegen. Ich bleibe eine Weile, außer mir sind in diesem Bereich der Sächsischen Schweiz keine weiteren Besucher, und genieße die Aussicht.
Anschließend setze ich meinen Rückweg fort und wandere den nicht markierten, aber gut ausgeschilderten Weg in Richtung Dorf Wehlen weiter. Noch im Wald passiere ich nach wenigen Schritten einen Wegweiser aus Sandstein, der auf einen Steinbruchpfad hinweist.
Den Wald verlassend und über einen Feldweg laufend, treffe ich nach kurzer Zeit wieder im oberen Ortsteil ein. Ich könnte den Weg abgekürzt zu meinem Ausgangspunkt zurück spazieren, entscheide mich aber für eine kleine Erweiterung.
Der Miniaturpark „Die kleine Sächsische Schweiz“
In Dorf Wehlen befindet sich der Miniaturpark „Kleine Sächsische Schweiz“, den es seit 25 Jahren an dieser Stelle gibt. In diesem inzwischen 8.000 qm weiten Areal wird die Sächsisch-Böhmische-Schweiz aus Sandstein und im Miniaturformat präsentiert. Die Anlage wurde und wird permanent erweitert. Mit Stand 2023 zeigt der Parkplan 87 Attraktionen, die besichtigt werden können. Der Andrang von Kindern in Begleitung von Eltern und Großeltern ist groß.
Für mich bleibt der Rückweg, der mich entlang der Hauptstraße durch das Dorf führt. Als einzige rechtselbische Zufahrt nach Stadt Wehlen ist diese etwas stärker frequentiert. Nach reichlich fünf Kilometern Gesamtstrecke ist der Ausgangspunkt wieder erreicht. Mein touristischer Rundweg wurde von vielen schönen An- und Fernsichten begleitet. Wer diese kurze und trotzdem interessante Rundtour nachwandern möchte, kann das gern tun. Dabei ist es egal, von wo aus gestartet wird. Die Anreise mit der S-Bahn bis Bahnhof Stadt-Wehlen, mit dem Linienbus 238 (Pirna – Stadt Wehlen) mit Halt u.a. in Dorf Wehlen Dorfplatz und Kl. Sächs. Schweiz oder mit dem PKW erlaubt den Einstieg an verschiedenen Orten. Einzige Empfehlung von mir: die Richtung mit dem Aufstieg zur Wilkeaussicht sollte beibehalten bleiben.