Von Tharandt hinauf zu Bellmanns Los

Zu Bellmanns Los und über das Heinrichseck zurück
Im Spätherbst des Jahres 2023 besuchte ich die Forststadt Tharandt. Prinzipiell war mir die Stadt mit ihren Seitentälern, den Nachbarortschaften und dem angrenzenden Tharandter Wald nicht unbekannt. Die ersten Ausflüge mit den Eltern liegen ein paar Jahrzehnte zurück. Für einen Jugendlichen oder jungen Mann waren die leichten Wanderungen bzw. Waldspaziergänge damals mehr Last als Lust. Später suchte ich mir meine wandermäßigen Ziele in anderen sächsischen Regionen. Das Elbsandsteingebirge, das Osterzgebirge oder das Zittauer Gebirge reizten mich für ausgedehnte Wandertouren mehr.
Noch immer besuche ich die aufgezählten Gegenden gern und bin auch weiterhin auf längeren Wanderabschnitten zu finden. Trotzdem gilt mein Interesse inzwischen auch den kürzeren und unangestrengten Wegstrecken. Die Zeiten ändern sich und der Wunsch nach nicht immer ganz so beschwerlichen Wanderwegen wird intensiver. So rückt auch der Tharandter Wald nach jahrzehntelanger Fastabstinenz wieder mehr in den Fokus meiner Tourensuche. Inzwischen gehört dieser zum „GEOPARK Sachsens Mitte“, der seit November 2021 Bestandteil der Nationalen Geoparks Deutschlands ist.
Anstrengende und erholsame Waldwege
Meine Wanderrunde im Juni 2022 war für diese Neuorientierung ein Anfang. Auch meine in diesem Beitrag beschriebene Tour geht durch den Tharandter Wald. Ich habe mich für eine fast neun Kilometer lange (oder kurze) Wanderung entschieden. Mein Begleiter ist ein Freund, mit dem ich seit 40 Jahren durch verschiedene Regionen von Europa gewandert bin.

Die Rundwanderung beginnt am Tharandter Parkplatz „Am Meiler“ im Tal der Wilden Weißeritz, dem eigentlichen Badetal. Der PKW kann hier günstig geparkt werden und der Weg in den Wald ist nicht weit. Wanderstöcke sind für die Bewältigung der Wanderstrecke nicht unbedingt notwendig, im letzten Teilstück können sie aber eine Hilfe sein.
Die Wandertour mit Höhenprofil zum Ausdrucken
Der „Bellmanns Los Weg“, ein so bezeichneter Waldpfad, führt durch einen Buchenwald bis zum gleichnamigen Aussichtspunkt „Bellmanns Los“. Der Weg steigt anfangs stetig an, die letzten Meter sind durch Stahlseite abgesichert. Nach meiner Ansicht, sind diese nicht unbedingt nötig. Wer mit Kindern unterwegs ist, wird es aber schätzen. Der Felsvorsprung ermöglicht einen schönen Blick ins ungefähr 100 m tiefer liegende Tal. In den Zeiten der Holzflößerei wurde von hier das Holz des Tharandter Waldes für den umweltfreundlichen Weitertransport per Weißeritz in den Grund geworfen („los“ geworden). Offensichtlich war auch ein Herr Bellmann dabei, nachdem diese Abwurfstelle später benannt wurde.

Von der Felsenklippe geht die Tour recht bequem, meist leicht bergab, bis zum Tiefen Grund weiter. Der breite Forstweg im Tiefen Grund verlangt etwas Kondition, denn er führt wieder bergan. An der zweiten Kreuzung gehen wir in Richtung Schutzhütte Kreuzvier rechts weg. Nun läuft es sich bequem auf breiten Wegen, was Kinder nicht immer erfreut, bis zur Judeichhütte und weiter über den Mauerhammer bis zum Wettinplatz.
Bildungswanderung für Interessierte …

An diesem Ort befinden sich vier markante Punkte, deren drei im Zusammenhang mit dem Wirken zweier ehemaliger Professoren der Tharandter Forstakademie stehen. Neben den Gräbern von Johann Heinrich Cotta (1763 – 1844) und Johann Friedrich Judeich (1828 – 1894) ist der Aussichtspunkt „Heinrichseck“ bemerkenswert. Informationstafeln geben ausführlich darüber Auskunft.

Für Johann Heinrich Cotta, dem Gründer der Forstakademie, wurden anlässlich seines 80. Geburtstag am 30.10.1843 von Freunden und Schülern 80 Eichen gepflanzt. Eine Gedenktafel dokumentiert dieses Ereignis. Fast genau ein Jahr später, am 25.10.1844, verstarb der Forstwissenschaftler in Tharandt. Er wurde unter seinen Eichen begraben, ein Grabstein erinnert an ihn. Noch heute steht fast die Hälfte der damals gepflanzten Bäume.

Vis-a-Vis von Cottas Grab liegt der Wettinplatz. Eine Fichtenhecke in der Form des Buchstabens „W“ war der Beitrag der Tharandter zur 800-Jahrfeier des sächsischen Fürstenhauses Wettin im Jahr 1889. Gleich hinter dieser Anlage tangiert der Fußweg das Grab des Oberforstrates Johann Friedrich Judeich, der von 1866 bis 1894 Direktor der Forstakademie Tharandt war. Am Ende des Plateaus liegt das Heinrichseck, von wo aus unter anderem ein Blick über das Weißeritztal möglich ist. Es soll ein Lieblingsplatz Cottas gewesen sein und wurde daher nach ihm benannt.
Rückweg auf unmarkierten Wegen

Wir laufen weiter und besuchen den nur zweihundert Meter entfernt liegenden Kienberg. Von diesem ist der Kurort Hartha in der Ferne zu sehen, mehr aber auch nicht. Der Rückweg beginnt mit einem Abstieg über den Zick-Zack-Weg „Dreizehn Drehen„. Wenn sich dieser entschieden nach links wendet, zweigt unser Weg unmarkiert nach rechts ab. Der Pfad ist etwas wellig, teilweise nochmal mit schönen Sichtachsen ins Tal.

Leider gilt es hier mehrere Abschnitte mit schon länger quer liegenden Bäumen zu überqueren. In diesen Passagen können die anfangs erwähnten Wanderstöcke zum Einsatz kommen. Mit etwas Obacht wird aber das Ziel, nämlich genau wieder der Parkplatz „Am Meiler“, nach etwa zweieinhalb Stunden Wanderzeit ohne Schwierigkeiten erreicht. Bis auf den letzten Wegabschnitt, sind die Wanderwege gut ausgeschildert.