Der Hohe Stein zwischen Coschütz und Plauen
Aussichtstürme im Dresdner Süden
Auf den Höhen im Dresdner Süden befinden sich drei Aussichtstürme, welche, wenn sie in den sommerlichen Monaten geöffnet sind, sehr schöne Nah- und Fernsichten von Radebeul bis nach Pirna ermöglichen. Dafür ist der Besuch des Bismarckturms in Dresden-Räcknitz (teilweise auch Bismarcksäule genannt) und des Fichteturms am Fichtepark in Dresden-Plauen zu empfehlen.
Der Aussichtsturm „Am Hohen Stein“
Etwas weiter westlich an der Coschützer Straße liegt der Aussichtsturm „Am Hohen Stein“, der mit einer Höhe von 12 Metern der kleinste des Trios ist. Ist der Turm geschlossen, wie jetzt in der winterlichen Jahreszeit, ist der Besuch des angrenzenden Parkgeländes trotzdem nicht uninteressant.
Ich weiß nicht mehr, wann ich das erste Mal den „Hohen Stein“, die Aussichtspunkte und das damalige Café besucht habe. Auf alle Fälle war ich aber in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder in dieser Gegend. Die kurzen Wege zwischen den Basteien, wie die kleinen Aussichtsplateaus bezeichnet werden, erlauben schöne Blicke in das Tal der Weißeritz. Egal mit welcher Begleitung ich die Region oberhalb des Plauenschen Grund besucht habe, ob ganz früher noch als Kindergartenkind oder viele, viele Jahre später mit den schon betagten Eltern, immer konnte ich mich am Hohen Stein erfreuen. Dass es in dieser großen Zeitspanne auch viele Veränderungen gegeben hat, ist logisch, macht aber jeden neuen Besuch interessant.
Rund 190 Meter über dem jetzigen Meeresspiegel steht eine kleine Steinklippe in der Landschaft, auf der der schon erwähnte Aussichtsturm „Hoher Stein“ 1864 errichtet wurde. Zur Kreidezeit, also so rund vor 100 Millionen Jahren, soll dieser Stein als Insel aus dem damaligen Meer herausgeragt haben. Für die heutigen Besucher ist das schwer vorstellbar. Trotz der düstersten Klimaveränderungsvorhersagen, ist dieser Zustand höchstwahrscheinlich in absehbarer Zeit aber nicht mehr zu erwarten.
Ein gewisser Friedrich August Frohberg, ein Schmiedemeister aus Deuben (seit 1921 Stadtteil von Freital), hatte das Gelände 1862 gekauft und die Bergwirtschaft „Zum Hohen Stein“, sowie 2 Jahre später, den schon genannten Turm bauen lassen. Der Turm blieb mit recht unterschiedlicher Bauausstattung erhalten, das ehemalige Café wurde durch einen Neubau ersetzt, indem sich heute eine Wohnanlage für betreutes Wohnung und wieder ein kleines Café befinden.
Blick in den Plauenschen Grund
Bereits im Jahr 1859 wurde im rund 50 Meter tiefer gelegenen Plauenschen Grund die Brauerei zum Felsenkeller Dresden eröffnet. Deren Ende war mit dem Neubau der Brauerei Dresden-Coschütz (1981) vorhersehbar und geplant. Die Schließung erfolgte im Jahr 1991. Seit dieser Zeit befindet sich in und auf dem Gelände der ehemalige Felsenkeller Brauerei ein intakter Gewerbepark.
Der ehemals beschauliche Plauensche Grund im Weißeritztal erfuhr mit Beginn der Industrialisierung gravierende Veränderungen. Neben der Anlage von zahlreichen Steinbrüchen und Industriebetrieben, wurde der Grund zum Verkehrsweg zwischen Dresden und Freital (als Stadt erst 1921 entstanden) erweitert. Die Basis für die heutige (Eisen)Bahnstrecke zwischen Dresden und Freiberg wurde 1855 geschaffen. Von 1902 bis 1973 konnte mit einer Straßenbahn durch den Grund „geschaukelt“ werden. Diesen Service erledigen jetzt Busse und wahrscheinlich etwas komfortabler.
Der Hohe Stein im Bienertpark
Wie schon erwähnt, erlauben die kleinen Basteien den Blick in das Tal, auf die Ausläufer des gegenüber liegenden Stadtteils Dölzschen (mit seinem Luftbad) und rückwärts gewandt ist unter anderem der Turm des ehemaligen Rathauses von Coschütz und in der Ferne der Windberg oberhalb von Freital auszumachen.
Das Areal um den Aussichtsturm „Am Hohen Stein“ wird mit zum sogenannten „Alten Bienertpark“ gezählt. Sein Stifter, Erwin Bienert (1859 – 1930), Sohn des Müllers Gottlieb Traugott Bienert (Bienertmühle) und Ehemann der bekannten Kunstsammlerin Ida Bienert (1879-1965), investierte 30.000 RM Privatgeld, um der Plauener Bevölkerung etwas Natur zurückzugeben, die durch die zunehmende Industrialisierung, auch durch die Firma Bienert, im Plauenschen Grund verloren gegangen war.
So begab ich mich im Januar 2025 mal wieder zu einer Stippvisite in die Gegend am Hohen Stein. Wie nicht anders erwartet, wurden von mir an einem Wochentag kaum Gleichgesinnte angetroffen. Der Turm war geschlossen, die Sicht ins Tal der Weißeritz und in die Umgebung aber sehr gut. Seit einigen Jahren tragen die verschiedenen Aussichtspunkte Bezeichnungen, die auf entsprechenden Tafeln erläutert werden. Der bekannteste Punkt ist wohl die Felsenkeller-Bastei, welche 1882 von der Felsenkeller-Brauerei erbaut wurde.
Auf dem Rückweg meines winterlichen Rundganges durch die Ausläufer des Alten Bienertparks, stoße ich auch auf einen kleinen Teich. Mir war dieser noch als Feuerlöschwasserteich bekannt. Inzwischen wurde er renaturiert, macht aber einen etwas trostlosen Eindruck. Das kann aber auch an der Jahreszeit liegen.
Zurückgekehrt zum kleinen Parkplatz an der Coschützer Straße, fällt mir noch eine Gedenktafel auf. Diese steht etwas eingerückt auf einer Wiese. Auf der angebrachten Metallplatte wird an das Malerehepaar Fritz Schulze (1909 – 1942) und Eva Schulze-Knabe (1907 – 1976) erinnert, welche ihr Atelierhaus am Hohen Stein hatten. Beide wurden 1941 verhaftet. Fritz Schulze wurde am 5. Juni 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet, seine Frau zu lebenslanger Haft verurteilt, aus der sie 1945 befreit wurde.