Der Skulpturensommer Pirna 2021 – ein Nachtrag
Skulpturen in der Bastion Sonnenstein
Pirna, das Tor zur Sächsischen Schweiz, liegt nur rund 25 km von Dresden entfernt an der Elbe. Schnell ist die Kleinstadt per S-Bahn, Auto oder Fahrrad erreicht. Wer viel Zeit und Geld hat, kann auch das Schiff nehmen (ab Terrassenufer Dresden – Pirna; 2,5 Std.; 23 € pro erwachsene Person – Tarif Sommer 2022).
Irgendwann, Mitte der 2010er Jahre, las ich, dass in Pirna ein „Tag der Kunst“ veranstaltet wird. Interessant, dachte ich, aber wo? Die Frage konnte nur vor Ort beantwortet werden.
Tag der Kunst in Pirna
Die historische Altstadt von Pirna hat einen nahezu kompletten Altbaubestand. Rund um den Marktplatz mit dem freistehenden Rathaus (was auch recht selten ist, wie zum Beispiel in Neustadt in Sachsen), finden sich Gaststätten, Kultureinrichtungen, die Tourismusinformation und der Durchgang zur Marienkirche.
Auch in den angrenzenden Gassen, Straßen und Passagen gibt es genügend Historie in Form von Renaissancefassaden mit Sitznischenportalen zu bewundern, kleine Geschäfte und allerlei Ruhepunkte laden ein. Selbst zwei Parkhäuser sind nur 300 bis 400 m vom Marktplatz entfernt.
Und trotzdem erlebe ich die historische und kulturelle Innenstadt an den Wochenenden (meist Sonnabend ab 12 Uhr) oft als fast menschenleer.
Umso mehr ist die Initiative der Pirnaer zu loben, die Innenstadt mit einem „Tag der Kunst“ zu beleben. Dieser findet seit 2016 im Juli statt, geht meist zwei Tage und zur Freude der zahlreichen Besucher zeigen die teilnehmenden Künstler und die ortsansässigen Ateliers und Galerien die wichtige Seite von Kunst: Freude, Kommunikation, Entspannung. Bei meinem letzten Besuch im Sommer 2021 hatte ich das Gefühl, umso mehr Steine den Künstlern in den Weg gelegt werden, umso intensiver zeigen sie ihre Daseinsberechtigung. Chapeau.
Skulpturenausstellung Pirna
Schon einige Jahre vor der Idee mit dem „Tag der Kunst“ wurde in Pirna ein Projekt gegründet, das auch in den Corona-Sommern 2020 + 2021 weiterhin Bestand hatte. Die Bildhauerin, Kunstpädagogin und Kuratorin Christiane Stoebe kuratiert von Mai bis Ende des Sommers jährlich eine Skulpturenausstellung. Mit dem Titel „Fragen verboten – zum Jubiläum von Richard Wagner“ wurde im Sommer 2013 (trotz Hochwasserproblemen) der ab da jährlich stattfindende Skulpturensommer Pirna geboren.
Die nun schon achte Ausgabe im Jahr 2020 trug den Titel „Die Dresdner Bildhauerschule von Ernst Rietschel bis heute“. Was für eine Ankündigung! Die Präsentation fand in den Bastionen der Festung Sonnenstein einen würdigen Platz.
Wer war Ernst Rietschel?
Der 1804 in Pulsnitz geborene Ernst Rietschel (1804 – 1861) ist vielleicht nicht jedem Kunstinteressierten sofort ein Begriff, einige seiner Werke sind es aber wohl. Zu nennen sind hier beispielsweise das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Theater in Weimar, das Lessing-Denkmal in Braunschweig und das Carl-Maria-von-Weber-Denkmal in Dresden. Ihm zu Ehren gibt es in Dresden auf der Brühlschen Terrasse das Rietschel-Denkmal (Bildhauer Johannes Schilling) und in seiner Heimatstadt Pulsnitz, genannt die Pfefferkuchenstadt ein Denkmal auf dem Marktplatz (Gustav Kietz 1824 – 1908).
Ernst Rietschel trat mit nicht ganz 28 Jahren eine Professur an der Kunstakademie Dresden an und wird somit auch als Begründer der Dresdner Bildhauerschule geführt.
Der Doppelsommer 2020 / 2021
„Die Dresdner Bildhauerschule von Ernst Rietschel bis heute“, was für ein interessanter Titel. Was wird da gezeigt, wie wird es präsentiert? Um es vorweg zu nehmen, der Skulpturensommer 2020 / 2021 in den Bastionen der Festung Sonnenstein war eine tolle Ausstellung. Für mich passte alles, die Werke, das Ambiente und auch die Präsentation.
Es wäre nicht fair, wenn ich an dieser Stelle einfach Texte wieder gebe, für deren Erstellung die ursprünglichen Autoren und die Kuratorin Christiane Stoebe viel Zeit und Kraft aufgewendet haben. So lass ich im Folgenden nur ein paar eigene Fotos wirken.
Übrigens: als Mitte des Jahres 2020 abzusehen war, dass die Corona-Pandemie die Laufzeit der Ausstellung „locker“ übertrifft, haben sich die Macher zu einer Doppelausstellung entschlossen. „Die Dresdner Bildhauerschule von Ernst Rietschel bis heute“ wurde so, wenn auch mit nicht immer vermeidbaren Einschränkungen, 2020 und 2021 gezeigt.