Gut Gamig bei Dohna – eine imposante Entwicklung
Das Gut Gamig bei Dohna
In meinem Beitrag „Die Hochebene südöstlich von Dresden“ hatte ich schon angekündigt, dass ich dem Gut Gamig einen separaten Abschnitt widmen möchte.
Der kleine Flecken Gamig gehört seit 1997 als Teil der Ortschaft Röhrsdorf zur Stadt Dohna. Der Blick auf eine Landkarte zeigt, dass das gesamte Areal vom ehemaligen Rittergut und Schloss Gamig dominiert wird. Die erste urkundliche Erwähnung reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. In dieser langen Zeit wurde das Gebäudeensemble immer wieder baulich erweitert und verändert.
Nach 1945 erfolgte die Umwandlung in ein Volksgut. Der damalige Besitzer, der Dresdner Fabrikant Georg Höntsch (Firma „Höntsch & Co.“ [1]), wurde enteignet. Die größte Veränderung für das ca. 170 Hektar große Gelände begann jedoch ab 1990. Wieder waren gesellschaftliche Veränderungen ausschlaggebend.
Von Rittergut zur Rehastätte
Im Zusammenhang mit dem ab 1990 zum Geltungsbereich der Bundesrepublik Deutschland beigetretenem Gebiet der DDR, traten auch Festlegungen zur Rückübertragung von enteignetem Vermögen in Kraft. Die Familie Höntsch hätte so das Gut Gamig wieder zurückerhalten können, verzichtete aber großzügig auf das Recht. 1991 kauft das Land Sachsen den Gutskomplex mit allen Gebäuden und dem Land. Im gleichen Jahr wurde dies alles dem von Frau Dipl.-Med. Renate Frühauf gegründeten „Verein Gut Gamig e.V.“ zur Verfügung gestellt.
Frau Frühauf war bis dahin im Kreisrehabilitationszentrum Pirna-Sonnenstein als Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie tätig und wollte auf Gut Gamig eine Rehabilitations- und Begegnungsstätte für psychisch Kranke und seelisch behinderte Menschen einrichten. Über 30 Jahre später kann konstatiert werden, dass ihr das vollauf gelungen ist. Bis 2017 leitete Sie die Geschicke des Vereins auf Gut Gamig, dann übergab sie die Leitung an ihre Tochter Katja Frühauf. Die pure Aufzählung der großen und intensiven Neuerungen, Veränderungen und Erweiterungen wären an dieser Stelle unangemessen und trotzdem nur unvollkommen.
Die gewaltigen Anstrengungen und Investitionen wurden und werden aber nicht nur für das Objekt, sondern vor allem für die Menschen gemacht. Aktuell erfahren rund 180 psychisch kranke Menschen auf dem Gut eine Betreuung, von denen 25 Personen in einem Wohnheim leben. Deren Rehabilitation gliedert sich dabei in die drei Grundbereiche medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation. Das Gut Gamig, seine Bewohner und Mitarbeiter verschließen sich nicht vor der Öffentlichkeit. Zweimal im Jahr findet ein Tag der offenen Tür statt. Die Termine dafür und die jeweils aktuellen Öffnungszeiten des Werkstattladens, des Schlosscafés Gamig und des Hofladens sind auf der Homepage des Vereins zu finden.
Aktive Erholung zwischen Gut Gamig und Lugturm
Im Dezember 2023 fand der 15. Dohnaer Adventslauf mit Start und Ziel auf dem Gelände des Gut Gamig statt. Die Laufveranstaltung war gleichzeitig der 1. Sächsische Inklusionslauf für Menschen mit und ohne Behinderung. Eine 400 Meter lange Runde, die bis zu 5-mal absolvieren werden konnten, stand dafür zur Verfügung. Alle anderen Teilnehmer durften zwischen den beiden Wettkampfstrecken von 4,8 km bzw. 9,6 km Länge wählen.
Der Landschaftslauf war nicht sehr lang, dafür aber recht anspruchsvoll. Auf dem welligen Rundkurs ging es u.a. über die Meuschaer Höhe und die Dresden-Teplitzer Poststraße bis zu zweimal bergauf und bergab. Einige Wegpassagen waren mir bis dato völlig unbekannt, was mich reizte, die Streckenführung einmal als Kurzwanderung nachzuwandern.
Die Rundwanderung
Gegenüber der ursprünglichen Laufstrecke habe ich die Tour etwas verändert. So ergeben sich zwei Startmöglichkeiten, einmal am Lugturm und einmal am Gut Gamig, welche auch gleichzeitig die Zielstationen sind. Die Parkmöglichkeiten sind am Gut Gamig reichhaltiger. Die rund sieben Kilometer lange Strecke bietet zwei Einkehrstellen (wenn das bei knapp sieben Kilometern nötig ist) und führt durch einen kleinen Grund, der auch keine uninteressante Passage ist. Bei sehr feuchtem Boden ist hier jedoch Vorsicht geboten!
[1] Ein gewisser Paul Georg Höntsch (1872 – 1945) war Besitzer einer Holz- und Metallbaufirma in Dresden-Niedersedlitz. Ob diesem P.G. Höntsch das Gut Gamig gehörte, konnte ich noch nicht klären.