Rund um den Hetzdorfer Viadukt
Das Eisenbahnnetz in Sachsen
Das Eisenbahnnetz in Sachsen war einst sehr dicht. Aufgrund der geographischen Gegebenheiten wurden viele Strecken über die Jahrzehnte mit Brücken, Tunnel und Nebenbahnen ausgebaut. Auch Schmalspurstrecken wurden extra für den Reiseverkehr angelegt und teilwiese zusätzlich für den Güterverkehr genutzt.
Leider sind Stilllegungen von Eisenbahnstrecken keine Seltenheit. Hier betraf es in Sachsen hauptsächlich Schmalspurstrecken oder Nebenbahnen. Die technischen Entwicklungen bei den eingesetzten Fahrzeugen, besonders bei Loks, die gestiegenen Verkehrsgeschwindigkeiten und die Elektrifizierung von Bahnstrecken erforderte manchmal auch die Verlegung von Streckenabschnitten.
Der Hetzdorfer Viaduk zwischen Flöha und Oederan
Das betraf auch einen Streckenabschnitt, der sich etwa 15 km östlich von Chemnitz befindet. Von 1866 bis 1992 führte die Verbindung Freiberg – Chemnitz über ein Brückenbauwerk mit dem Namen „Hetzdorfer Viadukt“. Über diesen rollten die Züge zwischen den Bahnstationen Falkenau Süd und Oederan weitläufig über das Flöhatal. Schon ab Mitte der 1970er Jahre gab es Planungen, den in die Jahre gekommenen Streckenabschnitt zu ersetzen. Das „Meisterwerk alter Steinmetz- und Brückenbaukunst“, wie es oft zu Recht benannt wird, war den Anforderungen nicht mehr gewachsen. So wurde die Strecke über den alten Viadukt durch zwei moderne Spannbetonbrücken ersetzt. So verkürzte sich die Bahnlinie nebenbei um fast einen Kilometer.
Mein Besuch im November 2021
Im tristen November 2021 wollte ich mir das architektonische Kunstwerk näher besehen. Auf der Homepage der Stadt Oederan fand ich einen kleinen Flyer. Dieser ist mit Wandertouren für die Umgebung ergänzt. Zugegeben, bei Sonne wirkt alles viel schöner. Nach meinem Besuch steht aber fest, dass ich die Besichtigung bei besserem Wetter wiederholen werde.
Als Ausgangspunkt wählte ich den Bahnhof der Gemeinde Hetzdorf (Flöhatal). Parken war hier problemlos möglich. Der Viadukt ist schnell erreicht und einige Schilder weisen auch den Weg direkt auf die Brücke und zu weiteren Zielen. Eins davon ist die nahe Bastei. Ein kleiner Aufstieg, der sich lohnt und einen schönen Blick auf den Viadukt und das Tal mit der Flöha erlaubt.
Ein paar wenige Fakten
An dieser Stelle nur ein paar Fakten zur Übersicht.
- Inbetriebnahme am 1. März 1869
- Länge 328 m, Höhe 42 m
- 17 Bögen (4 große + 13 kleinere)
- Inbetriebnahme der Neubautrasse 12. Mai 1992
Neben einer Fahrstraße, Wanderwegen und der Flöha, verläuft unter der Brücke auch die Trasse der Erzgebirgsbahn. Diese führt von Chemnitz nach Pockau-Lengefeld und dann weiter bis Olbernhau.
Heute kann der Viadukt zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt werden. Der asphaltierte Untergrund wurde im November 2018 aufgebracht und erlaubt ein sorgloses spazieren. Die Sicht in beide Talseiten ist zu jeder Jahreszeit schön. Nebenbei sorgt der 1994 gegründete Interessenverein Hetzdorfer Viadukt gelegentlich (Himmelfahrt, Pfingsten) für Veranstaltungen.
Literatur
- [1] Eisenbahnatlas DDR; Hans-Joachim Kirsche und Hans Müller