Sehenswürdigkeiten in Grillenburg
Grillenburg im Tharandter Wald
Nicht ganz 25 km vom Stadtzentrum Dresdens entfernt, befindet sich mit der Ortschaft Grillenburg das Zentrum des Tharandter Waldes. Das ist nur regional gemeint, denn mit etwas mehr als 100 Einwohnern ist das Dorf schon seit 1973 Teil des Nachbarortes Kurort Hartha und mit diesem seit 1999 Ortsteil der Stadt Tharandt.
Für Erholungssuchende ist aber Grillenburg noch immer eine erste Adresse. Am Ortseingang, von Tharandt kommend, steht ein großer, kostenpflichtiger Zentralparkplatz zur Verfügung. Alle Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten von Grillenburg sind von dort aus schnell und direkt erreichbar. Wanderungen sind in aller Art möglich. Einen mittellangen „Rundweg durch den Tharandter Wald„, der Grillenburg tangiert, habe ich schon beschrieben.
Die Dresdner Lungenflügel
Der Tharandter Wald wird auch als der eine der beiden Lungenflügel der Stadt Dresden bezeichnet. Die im Nordosten der Landeshauptstadt liegende Dresdner Heide und der südwestlich mit etwas räumlichen Abstand befindliche Tharandter Wald haben fast die gleiche geografische Größe. Die „Heide“, welche auch zum Stadtgebiet Dresden gehört, ist mit dem städtischen ÖPNV schneller zu erreichen.
Für eine Aktivität im Tharandter Wald kann auch der öffentliche Nahverkehr genutzt werden, nur ist dies recht umständlich und zeitlich aufwändig. So nutzen viele Ausflügler eben doch den eigenen PKW, was spätestens im Herbst zur Pilzsaison nicht zu übersehen ist.
Die Ortschaft Grillenburg brilliert nicht mit einer Fülle an Sehenswürdigkeiten. Dafür bieten sich für aktive Freizeitsportler vielfältige Erholungsmöglichkeiten und etwas Geschichte gibt es auch im Ort. Also mache ich mich mal auf den Weg und schaue, was es in Grillenburg so gibt.
Grillenburger Schlossinsel
Der kompakte Ortskern wird durch mehrere Teiche und einen markanten Schlossbau, dem Jagdschloss Grillenburg, gekennzeichnet. Von der Hauptstraße kommend, kann die zwischen Oberen und Unteren Teich liegende Schlossinsel über eine steinerne Brücke begangen werden. Leider sind Besichtigungen aber zurzeit nicht möglich.
Jagdhaus und Jagdschloss Grillenburg
Die baulichen Wurzeln der Schlossanlage reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. In den folgenden Jahrhunderten führten Kriege, Änderungen im Besitzstand und auch ein Brand im Jahr 1654 zu Zerstörungen, Neuaufbau, Umbau und Neugestaltung.
Bis zum Jahr 1855 war das spätere Jagdschloss noch ein Kurfürstliches Jagdhaus und wurde als Jagd- und Verwaltungssitz genutzt. Mit dem Abbau dieser Aufgaben in Grillenburg, erfolgte im genannten Jahr eine Rekonstruktion des Gebäudes. Das Jagdhaus wurde in ein königliches Jagdschloss gewandelt, die heute sichtbare Fassade wurde geschaffen.
Nach Ende der sächsischen Monarchie gab es wieder neue Nutzer wie den evangelisch-lutherischen Jungmännerbund und die Sächsische Bauernhochschule. Gleichzeitig entstand ein Café mit öffentlichem Gondelbetrieb.
Auch das Jahr 1945 brachte wieder eine Zäsur. Nach einem kurzen Intermezzo als Schulungsheim, begann im Jahr 1953 eine stabile und langjährige Nutzung durch die TU Dresden (bis 1961 TH). Die Forstliche und Jagdkundliche Lehrschau wurde 1966 eröffnet und mit dem „Museum des Waldes“ gab es eine absolut passende Ausstellung dazu. Auf über 500 Quadratmetern Fläche konnten sich Besucher so über die Forstwirtschaft und das Jagdwesen informieren. Erst im Jahr 2004 ging die Sammlung an die Akademie der 1998 neu gegründete Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt über. Ursprünglich war sogar geplant, dass die komplette Stiftung im Jahr 2014 nach Grillenburg zieht.
Leider wurden aber die Sammlungen im Jahr 2008 ausgelagert, das Schloss sollte rekonstruiert werden. Genau das passierte aber nicht und seitdem nagt der berühmte Zahn der Zeit an der Gegend. Dadurch hat Grillenburg leider eine der wenigen Sehenswürdigkeiten verloren.
Rein äußerlich ist das Schloss weniger davon betroffen, das gesamte Umfeld aber schon. Trotzdem steht die Frage: Wie geht es weiter?
Neues Jägerhaus Grillenburg
Einige Schritte hinter dem Jagdschloss, etwas erhöht, befindet sich ein weiteres Anwesen. Auf Grund seiner Lage ist dieses Gebäude auch schon von weitem als Hauskomplex hinter dem Schloss zu entdecken. Es handelt sich um das „Neue Jagdhaus“, welches auf Betreiben der Landesforstverwaltung in den Jahren 1938 – 39 als staatliches Gästehaus gebaut wurde. Der damalige sächsische Ministerpräsident M. Mutschmann, gleichzeitig NSDAP-Gauleiter und Gaujägermeister ließ das Objekt entsprechend seinen Vorstellungen und eigenen Ängsten (eigenen Luftschutzbunker) zur intensiven Eigennutzung ausbauen. Eine umfangreiche architektonische Beschreibung findet sich hier.
Nach 1945 wurde das Jägerhaus bis 1990 als VVN-Kurheim (auch als VDN-Kurheim „Elsa Fenske“ bezeichnet) genutzt. VVN steht dabei für „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“, VDN für „Verfolgte des Naziregimes“. In den weiteren Jahren änderten sich die Eigentumsverhältnisse öfters. Als letzter Eigentümer soll die Stadt Tharandt das Neue Jägerhaus 2012 an den Freistaat Sachsen abgetreten haben, was aber wohl nicht stimmen kann.
Auch dieses Gebäudeensemble ist geschlossen, der Zustand desolat, die Umgebung teilweise verwildert. Da helfen auch die grasmähenden Gärtner nicht, die bei meinem Besuch gerade aktiv waren. So sind wir mal gespannt, was mit den Objekten auf der Schlossinsel zukünftig passiert. Vorstellungen gibt es offensichtlich seit Jahren. Aber ob das reicht?
Jagdschloss und Neues Jägerhaus – wie weiter?
Die Frage, wie geht es nun weiter mit den beiden historischen Gebäuden und ihrem Umfeld auf der Schlossinsel, beschäftigt tatsächlich viele Menschen.
Im August 2019 veröffentlichte die TU Dresden im eigenen Newsportal eine interessante Nachricht. In einer Absichtserklärung wollen der Freistaat Sachsen, die TU Dresden und die Forststadt Tharandt „Das Jagdschloss Grillenburg im Tharandter Wald (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) … zu einem repräsentativen Workshop- und Tagungszentrum für Wissenschaftler“ umbauen. Im relevanten Teil der Information wird zwar die Schlossinsel Grillenburg genannt, das Neue Jägerhaus wird aber nicht erwähnt.
Wie sind denn nun aktuell die Eigentumsverhältnisse? Ich frage im Juni 2022 bei der Pressestelle der TU Dresden und bei der Forststadt Tharandt an. Ich erhalte die gleichlautende Antwort: die Eigentumsverhältnisse sind unverändert. Das Jagdschloss gehört dem Freistaat und das Neue Jägerhaus der Stadt Tharandt. So könnte also die immer wieder im Internet verbreitete Information, dass die Stadt Tharandt das Neue Jägerhaus 2012 an den Freistaat Sachsen abgetreten habe (siehe oben) falsch sein. Vom Mitarbeiter der Stadt Tharandt erfuhr ich noch, dass es weiterhin vorbereitenden Arbeiten für einen Verkauf des Areals gibt. Also warten wir mal ab.
Naturbad / Badesee
Nach der Besichtigung der interessanten Schlossinsel verlasse ich diese am Torausgang hinter dem Neuen Jägerhaus. Ich nutze einen Pfad am Oberen Teich, um nach wenigen Metern zum naturbelassenen Badesee Grillenburg zu gelangen. Ursprünglich die Faule Pfütze, wird es heute auch als Naturwaldbad bezeichnet.
Ich kenne diesen größeren Teich noch aus meiner Kindheit. Damals gab es wirklich nur Wasser und Wiese. Heute sieht das Areal gepflegt aus, die beiden Uferseiten sind in „textil“ und „naggsch“ (FKK) geteilt und für die Hungrigen und Durstigen steht ein Bistro zur Verfügung. Man sollte allerdings nicht in der Mittagszeit kommen. Da speist der Kioskbetreiber, was er auf einem Schild eindrucksvoll kundtut.
Gondelteich + Kiosk
Wer doch nicht warten möchte, läuft einfach 400 m am Unteren Teich weiter. Schnell ist der Gondelteich Grillenburg erreicht. Neben der Hauptaktivität, dem Gondeln in stabilen Ruderbooten, ist hier die Nutzung des Kiosks unkompliziert möglich. Auf einer kleinen Terrasse sitzend, immer mit Blick zum Schloss und auf den Teich, können Speisen und Getränke in der Sonne genossen werden.
Gastronomie in Grillenburg – keine Sehenswürdigkeit
Wieder auf der Hauptstraße angekommen, stehe ich vor dem seit 2019 geschlossenen Waldhof Grillenburg. Ein Gasthaus mit Tradition, welches 1828 erbaut wurde. Für Postkutschen, die zwischen Dresden und Freiberg kursierten, war es ein jahrzehntelanger Zwischenhalt. Später, mit dem Beginn des Ausflugstourismus, nutzten unzählige Wanderer und Tagesausflügler die Speisen-, Getränke- und teilweise Übernachtungsangebote.
Insgesamt ist die gastronomische Situation in Grillenburg recht bescheiden. Neben dem Kiosk am Badesee und dem freundlichen Imbiss am Gondelerlebnis wäre noch die Pension am Tharandter Wald zu nennen. Außer einem Eis auf die Hand, konnte ich aber dort nichts weiter entdecken.
Walderlebnisse für Kinder
Gleich hinter dem Waldhof beginnt der Grunder Weg. Nach wenigen Metern stehen mit dem Abenteuerpfad und dem Sinnespfad zwei künstlich angelegte Walderlebnisse für Kinder zur Verfügung. Leider sind beide Wege schon in die Jahre gekommen und eine minimale Sanierung wäre angebracht. Vielleicht zählt es dann auch wieder zu den Sehenswürdigkeiten von Grillenburg.
Grillenburg im Tharandter Wald ist als Ort zum Erholen immer eine Empfehlung wert. Auch wenn es im Ort kein wirkliches Restaurant gibt und die An- und Abfahrt mit den „Öffentlichen“ etwas umständlich ist, gleichen Natur, Badesee und Gondelteich alles wieder aus.
Vielleicht gibt es auch eines Tages mal wieder ein „Museum des Waldes“ im Jagdschloss oder im Jägerhaus.
Ergänzung 18. August 2024
Seit dem 16. August 2024 gehört die Schlossinsel in Grillenburg der TU Dresden. Alle Gebäude und die Parkanlagen wurden vom Freistaat Sachsen und der Stadt Tharandt übertragen.
Geplant ist ein Wissenschafts- und Tagungszentrum, zu dessen Inhalt die Rektorin der TU-Dresden, Professorin Ursula Staudinger, u.a. meint: „Mit diesem zukunftsweisenden Projekt hoffe ich, dass … das dringend benötigte Wissenschaftszentrum hier in der Region entsteht. Wir wollen tagen, miteinander sprechen und die Welt nach Tharandt bringen.“
Umbaubeginn des ehrgeizigen Projektes soll 2025, die Einweihung 2028 sein. „Zum Projekt gehören unter anderem die Sanierung des Schlosses, der Aufbau eines Hoteldorfes sowie die Sanierung und voraussichtlich museale Nutzung des Neuen Jägerhauses“, sagte TU-Sprecher Matthias Fejes.