Erholung am Neuendorfer See im Unterspreewald
Tourismusregion Spreewald
Der Spreewald (niedersorbisch Błota) ist eine wasserreiche Region im Südosten von Brandenburg, teilweise mit sächsischen Wurzeln. Wer einmal das Wasserlabyrinth der Spree mit ihren vielen Verzweigungen und Fließen kenngelernt hat, wird es wohl für immer in schöner Erinnerung behalten. Ganz egal, aus welchem Grund sich die Besucher für diese naturbelassene Region entscheiden, sie finden auf alle Fälle Ruhe, Entspannung und sehr zahlreiche Angebote für eine aktive und passive Erholung.
Meist steuern die Interessierten die Hauptzentren Lübbenau, Lübben und Burg an. Aber auch etwas abseits von diesen Orten bietet die einmalige Urlaubs- und Tourismusregion genügend Sehenswürdigkeiten, vor allem Natur zum Abschalten. Ob als Tagestourist individuell oder organisiert, ob als Wassersportler mit eigenem oder ausgeliehenem Kajak, ob als Rad fahrender Naturgenießer oder als Angler, von der Natürlichkeit des Spreewalds wird jeder immer wieder überrascht und niemals enttäuscht.
Meine Spreewald Besuche
Meine ersten Spreewald-Besuche liegen Jahrzehnte zurück. Von einer Klassenfahrt als vielleicht 10-jähriges Schulkind ist nicht viel in Erinnerung geblieben. Einzig ein Abziehbild (Vorgänger der Aufkleber) mit dem Wappen von Lübbenau ist bis heute in meinem Eigentum. Später, in den wilden 20er Lebensjahren, ging es als Student und in entsprechenden Jugendgruppen per Rad und Kanu absolut individuell durch den Spreewald. Damals war die gesamte Region noch kein UNESCO-Biosphärenreservat und für die Übernachtung wurde das Zelt auch mal neben dem Fließ aufgeschlagen und daneben ein kleines Feuerchen gemacht.
Solche verrückten Sachen mache ich heute natürlich nicht mehr. Etwas gesetzter, aber nicht minder erlebnisreich, zählen seit Jahren touristische Tagesausflüge per Rad auf dem Gurkenradweg mit Streckenabschnitten zwischen 45 km und 70 km und tageweise Kurzurlaube mit etwas Wassersport zu meinen Spreewaldfavoriten. So fand ich vor zwei Jahren einen Bungalow in Neuendorf am See, den ich nun zum zweiten Mal als Ausgangspunkt für meine Unternehmungen genutzt habe.
Der Neuendorfer See im Unterspreewald
Der kleine Ort Neuendorf am See liegt am gleichnamigen See und bildet mit Leibsch und Neu-Lübbenau die Gemeinde Unterspreewald. Diese gehört mit 8 weiteren Orten und der Kleinstadt Golßen zum Amt Unterspreewald. Der im UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald liegende Neuendorfer See ist nicht sehr übermäßig groß. Vom allgemeinen Tourismus, der meist auch durch die spreewaldtypischen Kahnfahrten in den schon angeführten Orten gekennzeichnet ist, spürt man hier nichts. Obwohl für Campingfreunde drei Zeltplätze (Alt-Schadow, Halbinsel Raatsch, Hohenbrück) zur Verfügung stehen, liegen die Uferbereiche absolut idyllisch und ruhig. Durch das Landschaftsschutzgebiet sind nicht alle Passagen erreichbar, wo es möglich ist bieten die Uferpartien aber entspannende Phasen. Eine Fahrradrunde um den See ist nur 14 km lang. Diese Strecke kann natürlich auch per Fuß absolviert werden, was den Blick auf die Natur noch verstärkt.
Vom Nachbarort Leibsch kommend fließt die Spree in Neuendorf in den See, welchen sie in Alt-Schadow wieder verlässt. Immer wieder sind Wassersportler auf dem Flusslauf zu sehen, welche beim Betrachten der Bootsausstattung in die beiden Gruppen Tagesausflügler und Wasserwanderer eingeordnet werden können. Eine mehrstündige Paddeltour auf dem See ist auch möglich und wurde von mir (in Begleitung) vor zwei Jahren ganz intensiv genossen. Insgesamt ist die gesamte Region eine absolut Ruhe-Oase.
Die nahe Umgebung von Neuendorf am See
Einen großen Vorteil hat die Spreewaldregion auch noch – die Wege zwischen Natur und Kultur sind sehr kurz. Wer möchte, kann so den regionalen und eigenen Horizont sehr unkompliziert erweitern. Ich werde allerdings an dieser Stelle nicht alle Sehenswürdigkeiten des Spreewaldes aufführen, nur um zu zeigen, dass ich sie kenne. Die ortsansässigen Tourismusbüros können das umfangreicher und aktueller.
Auf zwei Stätten, die ich von Neuendorf aus besucht habe, möchte ich aber hinweisen. Obwohl sie beide in ihrer Art recht unterschiedlich sind, haben sie mir persönlich gleich gut gefallen. Es handelt sich um die knapp 600 Einwohner zählende Gemeinde Schlepzig und um die Stadt Lübben, die immerhin von 1623 bis 1815 im Besitz des Hauses Wettin war und so zu Sachsen gehörte.
Paul-Gerhardt-Stadt Lübben
Seit 2005 schmückt sich die Stadt Lübben mit dem Namenszusatz „Paul-Gerhardt-Stadt“. Paul Gerhardt, einer der bedeutendsten deutschen Kirchenlieddichter, war von 1669 bis zu seinem Tode 1676 Pfarrer in Lübben. Die am Markt stehende Stadtkirche St. Nikolaus wurde 1930 in Paul-Gerhardt-Kirche umbenannt.
Ein Besuch des erst nach 1990 wieder umfangreich sanierten und in der heutigen Form anzutreffenden Stadtzentrums ist zu empfehlen. Die Wege zwischen Marktplatz und dem interessanten Museum Schloss Lübben sind schnell absolviert. Wer den Weg online verfolgen möchte, kann den digitalen Rundgang nutzen – sehr schön.
Gleich hinter dem Schlossareal befindet sich der an der Hauptspree gelegene Schlosspark, auch als Schlossinsel bezeichnet. Eine großzügige Anlage mit schönen Attraktionen für spielende Kinder und Erwachsene, wie zum Beispiel dem Wasserspielplatz.
Übrigens, wer über den begrünten Schlossinselberg geht, bewegt sich über den Schutt unzähliger Lübbener Häuser. Als am 20. April 1945 sowjetische Offiziere der vor der Stadt stehenden sowjetischen Armee den deutschen Stadtkommandanten vorschlugen, die Stadt kampflos zu übergeben, wussten es die offensichtlich noch immer verblendeten Machthaber anders. Die Folge war eine fast vollständige Zerstörung von Lübben, 150 deutsche und 163 sowjetische Militärangehörige sterben, mehr als 500 Zivilpersonen verlieren ihr Leben. Auf dem Schutt der Fehlentscheidung damaliger Machthaber genießen wir heute unsere Freizeit …
Das alte Spreewalddorf Schlepzig
Am südlichen Rand des Unterspreewaldes gelegen, bietet die kleine Gemeinde Schlepzig ähnlich viele Erholungsmöglichkeiten, wie die großen Zentren. Aktive und passive Freizeit ist hier, eingebettet in die Natur, vielfältig möglich. Von Neuendorf am See ist es über Neu-Lübbenau nur ein kleines Stück mit dem Fahrrad oder auch per Boot. Unterwegs sind immer wieder die regional-typischen Storchenhorste zu sehen. Kahnfahren, Boots- und Fahrradausleihen sowie die Besichtigung des Bauernmuseums und der Besucherinformation an der Alten Mühle bieten sich an.
In Schlepzig läuft alles etwas beschaulicher und ruhiger ab, als anderswo. Dabei müssen die Besucher auf nichts verzichten, auch Kunst ist angesagt. So findet z.B. im Jahr 2023 vom 3. Juni bis zum 30. September das 15. Kunstfestival im Spreewald „aquamediale 15“ im Ort statt. Das Thema der diesjährigen Kunstpräsentation lautet „Unart Natur | Mensch prokontra Natur“.