Wanderspaziergang von Schellerhau nach Bärenfels
Herbst im Osterzgebirge – Teil zwei
Im Beitrag „Unterwegs zwischen Bärenfels und Schellerhau“ hatte ich den ersten Teil meiner kurzen Herbstwanderung beschrieben. Nach dem Besuch des Aussichtspunktes an der Stephanshöhe endete meine Route vorerst in Schellerhau an den Heimatstuben. Nach einem Spaziergang durch den Osterzgebirgsort Schellerhau – dazu weiter unten mehr – lief ich also wieder zurück nach Bärenfels.
Der Weg zurück nach Bärenfels
Mit der Stephanshöhe hatte ich ja eigentlich schon den höchsten Punkt der Wanderung hinter mir. Durch meinen Abstecher nach Schellerhau musste ich aber noch einmal wenigen Meter zum Julius-Schmidt-Steig zurück steigen. Auch die Wahl eines anderen Rückweges ist möglich. Gegenüber den Heimatstuben sind genügend Wegweiser mit Wanderwegen nach Bärenfels angebracht.
Wer übrigens den Rückweg von Schellerhau aus über den Matthäusweg wählt, spart sich den Aufstieg. So führt der Weg vorbei an vielen Ferienhäusern und abseits der Hauptstraße sehr ruhig und entspannt bis zum Ortseingang von Bärenfels. Nebenbei gibt es immer wieder schöne Blicke auf die die umliegenden Wälder.
Auf dem Höhenweg angekommen, nutzte ich zunächst den gelben Strich als Wandermarkierung. Ab dem Putzmühlenweg lief ich dann entsprechend der Tourbeschreibung „Rundwanderung von Bärenfels nach Schellerhau“ zum Ausgangsort Bärenfels zurück. Auch ab dieser Kreuzung sind noch unterschiedliche Varianten möglich. Die Beschilderung ist in dieser Region vorbildlich, so dass kurzfristige Änderungen auch zum Ziel führen.
Wie der Teufel Schellerhau verlor
„Euch Schellerhauer hat der Teufel im Sack verloren“. Diese Redensart fußt auf einer kurzen Sage, welche die zerstreut liegenden Häuser des Dorfes Schellerhau erklären soll [ 1 ].
Der Teufel fuhr in der Luft und hatte ganz Schellerhau im Sack. Leider hatte dieser Sack ein Loch. So fiel ein Haus nach dem anderen auf die Erde. Natürlich über eine größere Strecke verteilt. Als der Teufel dies merkte, rief er: „Zum Schinder!“ So erklärt sich, warum der Schinder (Abdecker / Tierkörperverwerter neudeutsch) mit seiner geruchsbelästigten Tätigkeit im letzten Haus, weit ab von allen anderen, wohnen musste. Die historische Schinderbrücke über die Rote Weißeritz erinnert noch namentlich daran.
Schellerhau im Erzgebirge
Anders als der Nachbarort Bärenfels, liegen die Häuser und Höfe von Schellerhau wirklich recht verstreut auf den rund 800 m hohen Erzgebirgswiesen. Dabei beträgt die Höhendifferenz zwischen dem Rotterhang im Norden und dem Botanischen Garten im Süden nur knapp 50 Höhenmeter.
Wer den Botanischen Garten aufsuchen möchte, geöffnet nur von Mai bis Oktober, oder sich für die Schinderbrücke interessiert, muss den Ortskern in Richtung Altenberg verlassen. Alle anderen Sehenswürdigkeiten, die in Schellerhau etwas begrenzt sind, befinden sich im Ortszentrum.
Die Schinderbrücke
Für Brückenlieberhaber ist ein kurzer Ausflug zur 1790 erbauten und 1992 rekonstruierten Schinderbrücke empfehlenswert. Heute nur noch als Denkmal begehbar, überquerten im 18. Jahrhundert zahlreiche Fuhrleute an dieser Stelle die Rote Weißeritz. Sie nutzten die Brücke für ihren Weg zwischen der Bergbauorten Altenberg und Freiberg.
Galerie & Museum Heimatstuben Schellerhau
Anlässlich der 475 Jahrfeier von Schellerhau werden ab dem 26. Mai 2018 die Räume der ehemaligen Gaststätte „Heimatstuben“ der Öffentlichkeit für neue Zwecke präsentiert. Das Objekt stand zuvor 2 Jahre leer und beherbergte vorher eine Gaststätte, deren Pächter öfters wechselten. Nun führt das städtische Haus den neuen Namen „Galerie & Museum in den Heimatstuben Schellerhau“.
Ehrenamtlich betreut durch die örtlichen Kunstfreunde und dem Heimatverein sind so viele Blicke in die Vergangenheit des Erzgebirgsortes möglich. Die in der oberen Etage ausgestellten historischen Alltagsgegenstände und Ansichten werden durch Malerei und Grafik von Künstlern aus der Region ergänzt. Im Erdgeschoss gibt es weitere Kunstwerke und auch Sonderausstellungen zu sehen. Geöffnet ist sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen und sinnvoll.
Beim Besuch dieser kleinen, ehrenamtlich betreuten Einrichtung, erinnerte ich mich an die vielen Besuche in der Osterzgebirgsgalerie in Dippoldiswalde. Dazu habe ich in meinem Beitrag „Osterzgebirgsmuseum im Wandel“ eine Anmerkung gemacht.
Die Kirche Schellerhau
Nur wenige Schritte von den Heimatstuben entfernt befindet sich die Kirche von Schellerhau, zum Glück eine „offene Kirche“. Das jetzige Steinhaus wurde im Jahr 1593 errichtet. Im 18. Jahrhundert musste der alte hölzerne Kirchturm gegen einen steinernen ersetzt werden.
Ich betrete das Kircheninnere durch eine niedrige Tür. Eine umfangreiche Malerei, die auf das Jahr 1681 zurück geht, empfängt mich. Die Emporen und die Kassettendecke sind mit Szenen aus der Bibel reichlich bemalt. Ich sehe keinen höfischen Prunk, sondern eine typische Dorfkirche. Die Schellerhauer behaupten, dass ihre Kirche zu den schönsten von Sachsen gehört. Das wird wohl so sein. Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist eine Publikation von Dietrich Papsch (1938 – 2023) [ 2 ] über die Osterzgebirgsregion, wie sie Künstler sahen und sehen. Einen separaten Abschnitt widmet der Schellerhauer Autor in seinem Buch der Altar- und Deckenmalerei der Dorfkirche und seiner Restaurierung.
Vom Erholungsheim zum Waldhotel
Gegenüber der Kirche sehe ich hinter Bäumen versteckt einen langgestreckten Zweckbau. Dass es sich dabei um das Ahorn Waldhotel handelt, habe ich schon durch einige Hinweisschilder erfahren. Die Geschichte dieses Hauses ist noch sehr jung. Trotzdem ist sie aber nicht ganz uninteressant.
1984 wurde das Objekt als FDGB-Erholungsheim „Otto Buchwitz“ eröffnet. Der staatlich anerkannten Erholungsort Schellerhau war schon immer ein Magnet für Urlauber. Mit dem großen Heim sollten jährlich noch weitere dazu kommen. Insgesamt waren 589 Betten in zwei Betthäusern geplant. Die Einrichtung der Zimmer, Gaststätten, Bars und der Weinstube entsprach der damaligen Zeit und war modern.
Beim Neubau von DDR-Gesellschaftsbauten waren 0,5 % der Bausumme für die sogenannte Kunst am Bau gesetzlich fixiert. Für das neue Erholungsheim in Schellerhau zeichnete der Bildhauer Rudolf Sitte (1922 – 2009) für die Gestaltung der Innen- und Außengestaltung verantwortlich. Für eine Wanddekoration im Eingangsbereich und für die Skulptur vor dem Haus setzte er Steinzeug und Keramik ein.
Finale in Schellerhau
Nun ist dieser Artikel doch etwas länger geworden. Das ist immer ein Zeichen, dass mir die Gegend, die Objekte und auch die Menschen zugesagt haben. Ungefähr 30.000 Urlauber suchen jährlich den Erholungsort im Osterzgebirge auf. Ich kann sie verstehen.
Literatur
- [1] Es geht die Sage, Roland Burkhardt, Dresden 1987
- [2] Schellerhau – Entdeckungen über 400 Jahre Kunst in einem liebenswerten Ort, Dietrich Papsch