Hinein ins stille Bielatal, ein Herbstausflug
Das Bielatal in der Sächsischen Schweiz
Das Bielatal in der Sächsischen Schweiz erstreckt sich von der böhmischen Grenze bis nach Königstein an der Elbe. Der kleine Fluss Biela mit seiner grenznahen Quelle im tschechischen Ostrov (Eiland) ist der Namensgeber der gesamten Region. Besonders im oberen Talbereich, in älteren Aufzeichnungen auch als Bielagrund bezeichnet, finden sich die typischen Felsenformationen aus Sandstein.
Bielatal ist aber auch der Name einer Gemeinde, die durch den Zusammenschluss der Dörfer Hermsdorf, Reichstein und Brausenstein 1933 neu entstanden ist. Zum 1. Januar 1994 erfolgte die Vereinigung mit dem älteren Nachbardorf Rosenthal zur heutigen Gemeinde Rosenthal-Bielatal.
Klettern, Wandern, Radtouren
Schon immer lockten die bizarren Steine und Gipfel der Bielataler Felsen Bergsteiger an. In diesem Klettergebiet gibt es die meisten Klettergipfel innerhalb aller Klettergebiete der Nationalparkregion Sächsische Schweiz. Das Bielatalgebiet steht seit 1956 als Landschaftsschutzgebiet unter staatlichem Schutz und wurde ab 1998 zusätzlich zu einem FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) erklärt. Feuer und Zelten sind nicht gestattet, Boofen ist erlaubt. Auf den Internetseiten der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz werden alle 249 Klettergipfel des Bielatales aufgeführt.
Für die Wanderer stehen viele markierte Wege bereit, die teilweise bis in das tschechische Nachbarland führen. Das hat Tradition. Bereits in der 4. Auflage des Wanderführers „Meinholds Führer durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz“ von 1906 wurden Wanderungen durch das Bielatal beschrieben. So wird z.B. eine Langstreckenwanderungen mit vielen Varianten, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten von Königstein bis nach Bodenbach (Děčín – Podmokly) genannt. Eine direkte Tour führt von Königstein kommend durch das Bielatal (Schweizermühle) hinauf zum Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník – 723 m) und weiter bergab nach Bodenbach. Die gesamte Wanderzeit soll reichlich 10 Stunden betragen, was mir sehr knapp erscheint.
Mit der Intensivierung des freizeitlichen Radsports kommen auch die Pedaleure nicht zu kurz. Auf speziell gekennzeichneten Radwegen werden grenzübergreifend Streckenführungen angeboten, die in der wärmeren Jahreszeit auch intensiv genutzt werden.
Klassische Kurzwanderung im Herbst
Nach vielen Tagen des tristen, grauen Herbstwetters zeigte sich der Himmel plötzlich trocken und sonnig. Für mich war das der Anlass, an einem Wochentag ganz spontan dem hier erwähnten Bielatal einen Besuch abzustatten. Wie nicht anders zu erwarten, begegnete ich in meiner knapp vierstündigen Runde keinem weiteren Ausflügler. Das war für einigen Passagen allerdings auch sehr vorteilhaft.
Start an der Schweizermühle
Geparkt habe ich auf dem Parkplatz an der Schweizermühle. Von dort „drehte“ ich im Uhrzeigersinn eine klassische Runde. Meine Kurzwanderung ging anfangs hinauf zu den Aussichtspunkten Herkulessäulen und Bielablick (auch als Kaiser-Wilhelm-Feste bezeichnet). Nach dem Durchwandern der Felsengasse und Besichtigung des Kanzelsteins lief ich bis zum Mühlweg, der mich bequem hinab zur Otto-Mühle führte. In der Woche sind die Einkehrmöglichkeiten geschlossen, was aber nicht stört. Nach dem Abstieg ging es auf der anderen Seite des Tales wieder bergan und etwas wellig zurück zum Ausgangspunkt. Dabei galt es mit der Johanniswacht und dem Sachsenstein nochmal zwei interessante und anspruchsvolle Aussichten zu besteigen.
Von der Otto-Mühle zum Sachsenstein
Gerade der Aufstieg zum Sachsenstein ist etwas abenteuerlich. Über mehrere steile Eisenleitern geht es die Stiege hinauf. Dabei wird auch ein sehr enger Felsspalt passiert. Rucksäcke und andere Taschen sollten vorher am Fuß des Gipfels abgelegt werden. Wahrscheinlich ist der Aufstieg für Menschen mit höherem BMI oder sehr breiten Schultern (nichtzutreffendes bitte streichen) fast unmöglich.
Sind aber die über 100 Stufen geschafft, bietet sich vom Plateau des Sachsensteins natürlich ein schöner Blick auf das Bielatal. Die gegenüberliegende Talseite mit seinen Felstürmen sticht dabei hervor.
Abstieg und Rückweg
Der Abstieg ist auch noch mal eine kleine Herausforderung. Mit dem Gesicht dicht an der Leiter geht es Stufe für Stufe hinab. So gesehen, war es in dieser Passage sehr günstig, dass ich meine Stiegenzeit nicht mit anderen Naturfreunden teilen musste. Wie sieht das hier im Sommer, am Wochenende, in den Ferien aus? Vielleicht beobachte ich das mal mit etwas Abstand. Der restliche Weg geht hinab ins Tal und führt auf der kaum befahrenen Straße zurück zum Parkplatz Schweizermühle.
Villa Lässig bei der Schweizermühle
Der Ortsteil Schweizermühle hat eine interessante Geschichte, die mit Mühlen und dem Beherbergungswesen begann. 1824 erhielt die Obermühle den neuen Namen „Schweizermühle zu Oberhütten im Bielagrund bei Roßenthal“. Der Mühlenbesitzer Johann Gottlob Geißler (1786 – 1848) legte im Jahr 1837 eine Kaltwasserheilanstalt an, die anfangs nur wenig Besucher hatte. J.G. Geißler baute aber fleißig weiter. Es folgten ein modernes Kurhaus und viele Bäder und Badeeinrichtungen. Damit zog er mehr mehr Kurgäste und Sommerfrischler an. Leider wurde die ursprüngliche Mühle im Jahr 1886 Opfer eines großen Feuers. Die Trümmer wurden beseitigt und an gleicher Stelle ein neues Bad gebaut.
Der schwedische Kurgast Carl Martin Bergwall war vom Bielatal so begeistert, dass er sich 1846 eine Villa bauen ließ. Ein Landschaftspark fasst das Objekt ein. Bergwall starb 1864 und der neue Besitzer der Villa, Gustav Adolf Lässig, ließ die Villa umbauen, sie erhielt einen zusätzlichen Turm. Ab 1875 gehörte die Villa dem Dresdner Schokoladenfabrikanten Jordan (Jordan & Timaeus). Noch heute kann die Lässig-Villa, auch Turm-Villa oder Jordan-Villa genannt, in dieser Form von außen besichtigt werden. Die kleine angrenzende Parkanlage enthält eine künstliche Ruine, zwei kleine Teiche und eine Ufereinfassung der Biela.