Königsbrück an der Via Regia
Königsbrück bei Dresden
Vor zirka 25 Jahren wäre die Stadt Königsbrück fast mein neuer Wohnort geworden. Es ist aber anders gekommen. Trotzdem habe ich die Stadt an der Via Regia immer wieder mal besucht und bei Fahrten in Richtung Cottbus durchkreuzt. Besonders das angrenzende Naturschutzgebiet (NSG) Königsbrücker Heide, ein ehemaliger Truppenübungsplatz, war mir für kürzere und ausgedehntere Ausflüge gern willkommen.
Die Reise nach Königsbrück
Bis zum September 1998 rollte der gesamte Fahrzeugverkehr über zwei Einbahnstraßen durch die Innenstadt. So wurde ich selbst als Durchreisender immer wieder daran erinnert, die Stadt mit dem Schloss, dem kleinen Marktplatz und den engen Straßen doch endlich mal genauer zu durchstreifen.
Ende September 1998 wurde für die B 97 eine neue Umgehungsstraße eingeweiht. Die großen Fahrzeugströme umfahren nun die Innenstadt.
Die Stadt erleben
Mit reichlich viertausend Einwohnern zählt Königsbrück zu den kleinen Städten Sachsens. Trotzdem gibt es die eine und andere Sehenswürdigkeit, deren Status sich über die Jahre verändert. Leider nicht immer zum Positiven. Zu den interessantesten zählen für mich:
- das Königsbrücker Schloss
- die Kamelienschau Königsbrück (von Ende Januar bis Ende März)
- die Stadtkirche
- die Werke von Curt Tausch
- Louise Gräfin von Hohenthal
- die Baderbrücke
- das Naumann-Mausoleum
Und natürlich die kleinen und großen Details.
In diesem Beitrag möchte ich mich nur auf ein Grabmal konzentrieren, über deren Existenz ich erst im Jahr 2006 erfuhr. In einer historischen Broschüre las ich, dass in Königsbrück ein Mausoleum existiert. Ich war erstaunt. Seit meiner Kindheit verband ich den Begriff Mausoleum meist nur mit dem begehbaren Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau. Auch das Lingner-Mausoleum in Dresden war mir inzwischen bekannt, ich hatte es aber bis dahin nicht besichtigt.
So begab ich mich vor 15 Jahren auf die Suche nach dem Mausoleum in Königsbrück. Diese Fahrt habe ich nun im Jahr 2021 wiederholt und viele neue Eindrücke gesammelt.
Das Naumann-Mausoleum in Königsbrück
Das Schöne an kleinen Kleinstädten sind die kurzen Entfernungen. So auch in Königsbrück. Vom Marktplatz bis zur Stadtkirche sind es gerademal 300 m zu Fuß. Noch einige Schritte um die Kirche und schon stehe ich vor dem Mausoleum der Familie Naumann.
Was ist daran so interessant? Immerhin ist der Familienname Naumann in Deutschland nicht ganz ungewöhnlich. Der schon erwähnte Historikerbeitrag und inzwischen auch eine Tafel neben der Grabstätte geben Auskunft darüber.
Bruno Naumann gründete 1868 eine kleine Werkstatt für Feinmechanik. 1869 gesellte sich ein gewisser Emil Seidel hinzu. Er brachte etwas mehr Kapital mit und schon gab es ab 1870 die weltbekannte Firma Seidel & Naumann, Produzenten für Fahrräder, Nähmaschinen und Schreibmaschinen. Obwohl Emil Seidel schon sechs Jahre später wieder ausstieg, wurde der Firmenname beibehalten. Der Erfolg blieb auch und so konnte Bruno Naumann 1891 die Villa Stockhausen in Dresden und 1893 die Standesherrschaft Königsbrück erwerben. Karl Robert Bruno Naumann zu Königsbrück, so ab dahin sein voller Name, starb leider schon 1903 in Dresden Loschwitz. Er wurde 58 Jahre alt.
Im Sterbejahr wurde In Königsbrück eben dieses Mausoleum als Jugendstilbau errichtet. Es dient bis heute der Familie Naumann als Grabstätte.
Von Königsbrück zurück nach Dresden
Übrigens: Die Villa Stockhausen ging in das Eigentum des Sohnes Walther Naumann über. Ein gewisser Karl August Lingner (1861 – 1916), auch als Odolkönig bekannt, erwarb von ihm im Jahr 1906 die Villa. Rund 20 Jahre zuvor war er noch ein kleiner Angestellter in der Firma Seidel & Naumann. Mit seinem antiseptischen Mundwasser verdiente Lingner später Millionen, starb aber selbst nach einer Zungenkrebsoperation. Auch er hatte kein langes Leben, er wurde nur 54 Jahre alt und 5 Jahre nach seinem Tod in seinem Mausoleum am Fuße des heutigen Lingnerschlosses beigesetzt. Der Architekt Hans Poelzig und der Bildhauer Georg Kolbe zeichnen für den Bau dieses Grabmals verantwortlich.
Finale und Ausblick zugleich
Das Schloss Königsbrück
Das Königsbrücker Schloss ist seit 2001 in Privatbesitz. 2006 war es noch zugänglich, zwei Fotos einer damaligen Ausstellung zeige ich hier zur Erinnerung. Leider ist es aktuell geschlossen und laut Aussage des Tourismusbüros Königsbrück gibt es hierzu keine Erkenntnisse, wie es weiter geht. Schade. Einziger Trost ist die jährlich stattfindende Kamelienschau Königsbrück. Diese kann im Kamelienhaus besichtigt werden.
Plastiken von Curt Tausch
Eine Plastik von Curt Tausch (die Figur eines Pioniers), die ich 2006 noch fotografisch festgehalten hatte, ist leider auch verschwunden. Nun ziert ein leerer Sockel den Schulplatz. Die ehemals im Nachbargebäude angesiedelte Arthur-Kießling-Oberschule befindet sich nun in einem Neubau am Stadtrand. Am alten Gebäude gibt es aber noch eine schöne und in der Aussage wohl immer zutreffende Wandgestaltung zu sehen. Hoffen wir, dass diese nicht auch plötzlich verschwunden ist.
Curt Tausch wird meist mit seinem Denkmal auf dem Scheibischen Berg oberhalb von Königsbrück erwähnt. Seine anderen Plastiken und Figurengruppen sind aber auf alle Fälle einer separaten Beschreibung wert.
Louise Gräfin von Hohenthal
Schlussendlich möchte ich noch eine Frau erwähnen, deren Grabstein an der Rückseite der Stadtkirche zu finden ist. Louise Gräfin von Hohenthal (1808 – 1845) ist ihr Name. Als Gründerin des Louisenstifts in Königsbrück (jetzt Louisenstift gGmbH) und als Mitbegründerin der Diakonissenanstalt Dresden hat sie sich in ihren kurzen 36 Lebensjahren intensiv für die benachteiligten und armen Menschen, besonders für die Kinder eingesetzt.
So zeigt sich wieder einmal, dass auch in den Kleinstädten Geheimnisse und Überraschungen auf uns warten.