Unterwegs zwischen Bärenfels und Schellerhau
Ein Herbstausflug ins Osterzgebirge
Eine Wanderung von Bärenfels nach Schellerhau (und zurück) ist keine große Herausforderung. Als Herbstausflug ins Osterzgebirge eignet sie sich aber immer wieder, da so ganz nebenbei einige Sehenswürdigkeiten der Region besucht werden können.
Die Bergstadt Altenberg, mit ihrer Bergbaulandschaft Altenberg-Zinnwald Teil der UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří, bietet auf ihren Internetseiten eine Menge Wandertouren an. Die „Rundwanderung von Bärenfels nach Schellerhau“ schien mir als Rahmen geeignet. So konnte ich die Gegend mal wieder intensiver erkunden.
Der Weg nach Schellerhau
Als Start- und Zielpunkt der Wanderung bestimme ich den Kurort Bärenfels. Aus dem Tal der Roten Weißeritz kommend starte ich am ersten großen Parkplatz im Ort. So wie in der Tour beschrieben, geht es vorbei am Gasthof Bärenfels zum Hubertusweg. Die Route führt etwas wellig bergab in Richtung Pöbeltal. Dabei wechselt die Wegbezeichnung in Försterweg. Durch einen Mischwald erreiche ich den Eierkuchensteig. Die ursprüngliche Wanderung geht ab hier weiter in das Pöbeltal bergab und zieht die Schleife etwas größer. Ich möchte aber abkürzen und nutze den Eierkuchensteig als direkte Verbindung zum Julius-Schmidt-Steig. Ob die Namensbezeichnung auf den Kantor Julius Schmidt aus Schellerhau zurückzuführen ist, der auch heimatgeschichtlich aktiv war, kann ich nur vermuten.
Der Weg steigt an. Auf der Ebene angekommen, wende ich mich nach links in Richtung Stephanshöhe. Der eigentliche Berg mit seinen 804 m Höhe bietet keine Aussicht. Kurz davor zweigt ein Pfad vom Julius-Schmidt-Steig ab. Nach ca. 100 Metern erreiche ich die Blockhalde am Pöbeltalhang. Zwei Bänke laden zum Verweilen ein. Der Blick in westlicher Richtung ist frei. Die Zuordnung der fernen Berge unterstützt eine Metalltafel. Nach dem Genuss der Aussicht kehre ich wieder zum Steig zurück, kreuze ihn und laufe direkt bergab nach Schellerhau in Richtung Heimatstuben. Meinen Spaziergang durch Schellerhau und den Rückweg nach Bärenfels beschreibe ich im zweiten Teil: „Wanderspaziergang von Schellerhau nach Bärenfels„.
Sehenswertes im Kurort Bärenfels
Vom großen Parkplatz am Ortseingang sind es nur wenige Schritte bis zur ersten Informationsstelle. Das Walderlebniszentrum im ehemaligen Forsthof ist für wald- und naturinteressierte Menschen der richtige Anlaufpunkt.
Walderlebniszentrum Bärenfels
Im ehemaligen Rittergut befindet sich der Sitz des Forstbezirkes Bärenfels, der 14 Forstreviere betreut. Schon vor über 400 Jahren wurde hier quasi durch den sächsische Kurfürst Johann Georg l. (1585 – 1656) die Basis für eine staatliche Forstverwaltung geschaffen.
Der etwas abseits vom Ortszentrum liegende Forsthof ist nicht nur der Dienstsitz des Forstbezirkes. Ein als Walderlebniszentrum bezeichneter Bereich hält eine Vielzahl an Informationen bereit. Besucher erfahren bei einem Rundgang viel über die historische Waldwirtschaft des Erzgebirges. Als schöne Ergänzung dazu bietet sich das frei zugängige Arboretum an, welches im Jahr 2000 angelegt wurde.
Im Gebäude selbst gibt es die Krutzsch-Ausstellung zu sehen. Diese widmet sich dem Forstmann Hermann Krutzsch, der in seiner Tätigkeit als Forstamtsvorstand ab 1926 die naturgemäße Waldwirtschaft im Revier Bärenfels einführte. Ganz oberflächlich von mir zusammen gefasst heißt das, er hat sich für den Mischwald stark gemacht. Eine Waldform, die nun 100 Jahre später wieder intensiver in den Mittelpunkt von Diskussionen und Überlegungen gestellt wird. In den Wäldern rund um Bärenfels erkennt man diesen gemischten Wald noch immer.
Der Kurpark Bärenfels
Ein kurzer steiler Anstieg über die Böhmische Straße führt zur Hirschwiese. Dieser fast in Ortsmitte gelegene Kurpark kann durchaus als das kulturelle Zentrum der Ortschaft bezeichnet werden. Mit der Waldbühne und dem Porzellanglockenspiel laden zwei Einrichtungen zum optischen und akustischen Genuss ein. Ergänzt wird der Kurpark mit einem Pavillon, der jedoch an meinem Besuchstag verschlossen war. Das in den 1930er Jahren als Gartenpavillon errichtete Gebäude diente viele Jahre den zahlreichen Urlaubern und Besuchern als Lesehalle. Unweit davon entfernt wurde von 1968 bis 1970 eine Bücherei erbaut. Das Gebäude befindet sich heute jedoch in Privatbesitz.
Schon 1966 wurde der Kurpark mit der Waldbühne erweitert. Ob diese intensiv genutzt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Objekt machte auf alle Fälle einen sehr gepflegten Eindruck.
Das Glockenspiel im Kurpark des Kurortes Bärenfels dagegen ist stündlich zu hören. Je nach Jahreszeit weichen die täglichen Spielzeiten etwas ab. 25 Glocken aus Meißner Porzellan lassen jahreszeitabhängig bekannte und beliebte Melodien erklingen.
Die Geschichte der Entstehung des Glockenspiels und warum die Glocken aus Meißner Porzellan sind, lesen Sie am besten direkt auf den Internetseiten des Vereins KulturGeschichte Bärenfels e.V. Auch wenn die Seiten nicht in allen Bereichen aktuell sind, geben sie aber eine schöne Beschreibung über die Initiatoren und deren Beweggründe, das Glockenspiel in das Erzgebirge zu holen.
Osterzgebirgisches Puppentheaterfest
Nicht ausschließlich auf den Kurort beschränkt, ist das Puppentheaterfest, welches jährlich in und um Bärenfels stattfindet. Schon ab 1945 baute der in die Ortschaft gezogene Puppenspieler Paul Hölzig die „Bärenfelser Puppenspiele“ auf. Heimatbühne war damals der Gasthof Bärenfels, der auch heute noch Spielstätte ist.
Seit 2005 hat sich die Veranstaltung zu einem kulturellen Höhepunkt für die gesamten Region entwickelt. Gerade ist im Oktober 2022 das 16. Osterzgebirgische Puppentheaterfest zu Ende gegangen. Mit 16 Veranstaltungen an 3 Tagen haben die Macher wieder zahlreiche Besucher begeistert.
Pensionen und Gasthäuser
Als Kur- und Urlaubsort ist Bärenfels traditionsgemäß mit vielen Pensionen, Gästehäusern, Sommerfrischen und Gaststätten ausgestattet. Der Bau der Eisenbahn (Kleinbahn) bis Kipsdorf, die Entwicklung des Verkehrswesens insgesamt und das Bedürfnis vieler „Städter“ nach Erholung verstärkte diese Entwicklung. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen nach 1990 schienen manche Erholungseinrichtungen anfangs nicht mehr notwendig zu sein. Einige verschwanden nach jahrelangem Verfall gänzlich. Heute hat der Kurort Bärenfels ein ansprechendes Angebot an Unterkünften und Gaststätten. Ob das in einer intensiven Wintersaison immer reicht, habe ich noch nicht geprüft. Für die schneelosen Jahreszeiten scheint es mir ausreichend.