Die Sandalettenwanderung von Nossen
Nossen in der Lommatzscher Pflege
Die Kleinstadt Nossen, an der Freiberger Mulde gelegen, ist mir schon viele Jahre, fast schon Jahrzehnte, bekannt. Meistens tangierte ich die Stadt bei einem Besuch des in der Nähe befindlichen Klosters Altzella oder ich wählte mir das auf einem Felsvorsprung liegende Schloss als Ziel. Letzteres hatte mich ja im Herbst 2022 nicht so begeistert. In meinem Beitrag „Otto Altenkirch in Siebenlehn und nicht in Nossen“ schrieb ich darüber.
Nun dachte ich mir, es ist endlich mal an der Zeit, die Stadt Nossen intensiver zu besichtigen. Aus Erfahrung wusste ich, für eine Stadtwanderung benötige ich keine große Ausstattung. Also Sandaletten und saloppe Kleidung angezogen, ins Auto gestiegen und nach 40 Minuten Fahrzeit parkte ich auf dem Untermarkt von Nossen. Es konnte losgehen. Doch wohin? Ich entdeckte zwei Wanderkennzeichen, den Blauen Punkt (Großer Rundwanderweg Nossen) und den Grünen Punkt (Kleiner Rundwanderweg Nossen). Wandern wollte ich eigentlich nicht, da mir aber Nossen nicht so groß erschien, entschied mich für die „kleine Runde“. Dass klein nicht unbedingt kurz bedeutet, musste ich im Laufe der Tour feststellen.
Kleiner Rundwanderweg Nossen
Vorbei an Stadtkirche und Schloss geht mein Weg ins Tal und führt über die Pöppelmann-Brücke auf die rechte Seite der Freiberger Mulde. Die Markierung ist ausgezeichnet. Ich folge dem Grünen Punkt, vorbei am Volksbad und an der Dr.-Eberle-Schule, einer Oberschule. Bald verlasse ich die städtischen Straßen und biege in ein Waldstück ein. Der Wanderpfad ist angenehm, etwas wellig und sehr schattig. Immer wieder stehen Bänke zur Verfügung, leider versperrt aber dichtes Blattwerk einen Blick in Richtung Stadt oder Schloss.
Weiter Richtung Kloster Altzella
Beim Überqueren der Döbelner Straße zeigt sich die Freiberger Mulde. Der mit dem Gelben Punkt gekennzeichnete Bodenbacher Rundweg steht ab hier zusätzlich als Wandermöglichkeit zur Verfügung.
Meine Tour, die nun schon eine gewisse Zeit keine Stadtwanderung mehr ist, führt mich zum Kloster Altzella. Einen Besuch hatte ich für diesen Tag nicht geplant, also setzte ich die Rundwanderung unbeeindruckt fort. Entlang der Klostermauer erreiche ich den Eisenbahn-Haltepunkt Kloster Altzella. Einen Linienbetrieb gibt es auf der Bahnstrecke Nossen – Freiberg schon lange nicht mehr, für Sonderfahrten wird die Strecke aber noch genutzt. Ein kurzes Stück geht es die Waldheimer Straße bergab, dann zweigen die beiden Rundwanderwege in das Pitzschetal ab.
Das unbekannte Pitzschetal
Ein breiter Forstweg windet sich ohne Höhepunkte, aber in absoluter Stille durch einen Mischwald. Hier ist Ausdauer gefragt, auch in Sandaletten. Nach ca. zwei Kilometern teilen sich die Wanderwege. Ich bin nicht traurig, dass ich mit dem Grünen Punkt das Tal verlassen kann. Über den Zellsteig, eine schöne Kirschallee, laufe ich wieder nach Nossen zurück.
Zum Abschluss meiner Stadtumwanderung erlebe ich noch eine Überraschung. Der Grüne Punkt leitet mich zum Hausberg von Nossen, dem Rodigt (303 m). Hier steht seit dem Jahr 2020 ein stählerner Aussichtsturm, der Rodigtturm.
Der Rodigtturm auf dem Hausberg
Sein unmittelbarer Vorgänger, der im Jahr 1884 errichtete Stahlturm, wurde 2006 abgerissen. Der neue Rodigtturm hat eine Höhe von 29,9 Metern. Wer die 135 Stufen nicht scheut und bei stärkerem Wind etwas Schwankung verträgt, der sollte die in 24,3 Meter Höhe liegende Aussichtsplattform besuchen. Schöne Fernsichten sind der Lohn. Ich verlasse den Rodigt und schlendere, an den Füßen nun schon etwas strapaziert, bergab und wieder bergan nach Nossen zurück. Meine Sandalettenwanderung war ungefähr 12 Kilometer lang, nicht ganz uninteressant, aber eben auch unvorbereitet.
Stadtkirche und Schloss Nossen
So, wie sich die Kirche heute in seiner äußeren Hülle zeigt, wurde sie nach dem großen Stadtbrand von 1719 neu errichtet. In den 1930er Jahren begann man die evangelische Stadtkirche von Nossen bis in die heutige Zeit hinein durch fortlaufende, teilweise auch umfangreiche, Rekonstruktions-, Restaurierungs- und Erweiterungsarbeiten zu modernisieren.
Das auf eine alte Burg zurückzuführende Schloss Nossen gehörte ab 1430 zum Kloster Altzella, nach dessen Auflösung (1540) ging es in den Besitz des Staates über. Eine hoch über einem Tal liegende Schlossanlage, die ursprünglich zum Schutz eines Muldenüberganges diente, war selbstverständlich vielen Angriffen ausgesetzt. Mal waren es die Schweden (im Dreißigjährigen Krieg), mal die Österreicher und Preußen (im Siebenjährigen Krieg), die sich als Besetzer zeigten und die Region knechteten. Seit 1993 gehört die Anlage, gemeinsam mit dem benachbarten Kloster Altzella, dem Freistaat Sachsen und wird durch die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH verwaltet.
Übrigens sah das Schloss auch einen militärischen Sieger, der kurze Zeit später zu einem Verlierer wurde. Gemeint ist der preußische General von Finck. Am 13. November 1759 konnte er mit seiner Armee die Österreicher vom Schloss und aus der Stadt vertreiben. Schon acht Tage später, am 21. November 1759, musste sich derselbe General von Finck in Maxen bei Dresden genau diesen Österreichern ergeben. Als „Finckenfang bei Maxen“ ist dieses Ereignis in die Geschichte eingegangen.
Ein interessanter Hinweis
Die durchgehend gute Markierung der verschiedenen Wandermöglichkeiten hat mir doch sehr gefallen. Leider habe ich aber in Nossen keine Informationen erhalten, wie diese Rundwanderwege entstanden sind.
Die private Internetseite nossenerwandern liefert gleich mehrere Antworten. Zwar wurde die Seite schon längere Zeit nicht mehr aktualisiert, die Basisdaten können aber als Anregung für eigene Touren noch immer genutzt werden. Alle Rundwanderwege werden genannt, wenn auch nicht ausführlich beschrieben. Das hat aber auch seinen Reiz.