Die Ballspielerin von Eugen Hoffmann
Im Jahr 2020 besuchte ich den Skulpturensommer Pirna, der später zum Skulpturensommer 2020/21 erweitert wurde. Einmal mehr präsentierte dabei die Kuratorin Christiane Stoebe in den Bastionen der Festung Sonnenstein eine Sammlung von historischen und modernen bildhauerischen Arbeiten. Der Doppeljahrgang 2020/21 fand unter dem Titel „Die Dresdner Bildhauerschule von Ernst Rietschel bis heute“ statt.
Die Frau vom Beckenrand
In dieser Ausstellung, an einem Tag im August 2020, bin ich ihr das erste Mal begegnet. In einem Sportanzug stand sie vor mir, nicht ganz zwei Meter hoch und einen Ball und einen Blumenstrauß in den Händen haltend. Sie gefiel mir sofort. Ihr Schöpfer, der Dresdner Künstler Eugen Hoffmann (1892 – 1955) gab ihr den Namen „Ballspielerin“. Schon ein Jahr vorher hätten wir uns gegenüberstehen können. Dafür wäre aber ein Besuch der Sonderausstellung „Dresdner Moderne 1919–1933“ im Stadtmuseum Dresden notwendig gewesen. Im Rahmen dieser Ausstellung wurde die „Ballspielerin“ nach langen Jahren der Einsamkeit wieder gezeigt.
Die Geschichte der „Ballspielerin“ beginnt im Jahr 1928, als sie vom Dresdner Bildhauer und Grafiker Eugen Hoffmann erschaffen wurde. Mit der Eröffnung des Volksbades Pieschen im Jahr 1929, später als Sachsenbad bekannt, erhält die ca. 130 kg schwere Skulptur aus Bronze ihren Platz am Rand des Schwimmbeckens. Mit der Schließung des Sachsenbades 65 Jahre später, wird sie den Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Die komplette Geschichte der „Ballspielerin“ und ihre Rettung wird von Frau Dr. Claudia Quiring im folgenden Beitrag fachlich bestens beschrieben. So erspare ich es mir an dieser Stelle.
Seit August 2023 hat die „Ballspielerin“ einen neuen Standort gefunden. Im Foyer der Schwimmhalle am Freiberger Platz in Dresden empfängt sie nun alle Gäste, ob Aktive oder Besucher. Informationen über den Weg der Skulptur von Pieschen bis zum Freiberger Platz und eine kurze Vita ihres Schöpfers, dem Künstler Eugen Hoffmann, werden auf einer Tafel in sehr kompakter Form bereitgestellt.
Der Künstler Eugen Hoffmann
Eugen Hoffmann (1892 – 1955) war ein Dresdner Bildhauer, Grafiker und auch Hochschullehrer. Am 27. September 1892 in Dresden geboren, studierter er von 1918 – 1923 als Meisterschüler von Karl Albiker Bildhauerei an der Dresdner Kunstakademie. Seine politische Einstellung, u.a. 1923 Eintritt in die KPD, führten unter dem NS-Regime ab 1933 zu Gefängnishaft, Beschlagnahmung des Ateliers und ab 1936 zu Arbeits- und Ausstellungsverbot. Aus Angst um seine jüdische Frau Rosa emigrierte Hoffmann 1938 gemeinsam mit ihr nach England. Im Sommer 1946 kehrte der inzwischen geschiedene Eugen Hoffmann in das zerstörte Dresden zurück. Bis 1954 wirkte er einige Jahre als Professor an der Dresdner Kunstakademie.
Mit der Malerin Eva Schulze-Knabe (1907 – 1976), ihr Mann, der Maler Fritz Schulze, wurde am 5. Juni 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet, fand der Bildhauer eine neue Lebenspartnerin. Ihre gemeinsame Tochter Ernestine (Ernestine Reeckmann) wurde 1949 geboren. Eugen Hoffmann verstarb am 7. Juli 1955 in Dresden. Sein Grab befindet sich, wie das von Eva Schulze-Knabe, auf dem Dresdner Heidefriedhof.