Urlaubsort Geising mit Natur, Kunst und Kultur

Geising im Osterzgebirge
Der Altenberger Stadtteil Geising im Osterzgebirge, in einer breiten Talmulde zwischen dem Geising-Berg (822 m) und der Kohlhaukuppe (786 m) gelegen, ist ein alter Bergort. Schon in den Jahren 1453 bzw. 1462 erhielt Geising das Stadtrecht, damals noch für die beiden separaten Ortsteile Altgeisingund Neugeising getrennt. 1857 erfolgte endlich der Zusammenschluss zu Geising und 2011 dann die Eingemeindung zu Altenberg.
Die wirtschaftliche Geschichte des Ortes wird immer wieder mit dem Bergbau in Verbindung gebracht. Entsprechende Höhen und besonders auch Tiefen gab es in den vergangenen Jahrhunderten. Die Eröffnung der Müglitztal-Kleinbahn 1890 beflügelte den Fremdenverkehr. Die von Dresden über Heidenau nach Altenberg führende Bahnlinie wurde im Zeitraum 1936 – 1938 über eine Gesamtlänge von 42 km vollspurig ausgebaut. Heute betreibt die Mitteldeutsche Regiobahn die Bahnlinie RB 72 von Heidenau über Glashütte nach Altenberg. Über die aus dem Müglitztal kommende Straßenverbindung Lauenstein – Geising – Altenberg ist Geising mit individuellen und öffentlichen Fahrzeugen zu jeder Jahreszeit erreichbar.
Besuche und Urlaub in Geising bei Altenberg
Meine ersten Besuche von Geising sind im Kindesalter zu finden. Sie waren unter elterlicher Begleitung und selten freiwillig. Im September 1975 fuhr ich noch immer unfreiwillig, aber immerhin schon bewusst nach Geising. Als Lehrling des VEB Elektromaschinenbau Dresden-Niedersedlitz machte ich gemeinsam mit ca. 20 Kollegen einen Betriebsausflug in die kleine Stadt am Fuße des Geisingberges. Die Fahrt war für unser Kollektiv leider mit Arbeit verbunden. Ziel war es, ein Starkstromkabel aus dem Kinderferienlager oberhalb des Bahnhofs bergab zu ziehen, die Altenberger Straße zu unterqueren und anschließend wieder steil bergauf bis zum damaligen Betriebsferienheim zu verlegen. Natürlich alles von Hand, versteht sich. Ich weiß nicht mehr, ob uns 20 Kabeltreidlern alles so gelang. Dieses Ereignis ist mir aber in Erinnerung geblieben.
Das ehemalige Betriebsferienheim hat wohl noch bis 1989/90 existiert und wird später als Berghotel Schellhas von vielen Besuchern gelobt. Im Dezember 2015 wird es zum Flüchtlingswohnheim umfunktioniert und musste im Herbst 2016 nach einer Havarie an der Abwasserentsorgung geschlossen werden. So ist auch noch der Stand im Spätsommer 2021.
Stadtrundgang Geising
Obwohl Geising seit 10 Jahren ein Stadtteil des auf dem oberen Berg liegenden Altenbergs ist, pflegen die Geisinger weiterhin ihre Geschichte. So werden z.B. 23 Häuser mit an den Fassaden angebrachten Informationen näher beschrieben, die Denkmalliste ist entschieden länger. Ein kultureller Spaziergang ist allemal lohnenswert, ein paar markante Objekte möchte ich hier erwähnen.
Die Stadtkirche Geising
An der Hauptstraße in Neugeising liegend, ist die Stadtkirche Geising von vielen Seiten sichtbar. Der heutige Bau entstand 1689 bis 1690. Im Sommerhalbjahr lädt die Offene Kirche zum Besuch und zum Verweilen ein. Neben dem Altar mit seinem bergmännischen Schmuck und der in der Literatur immer wieder erwähnten Orgel (Daniel Ranft um 1760), gefiel mir das etwas zurückhaltend angeordnete Christophorus-Glasfenster sehr gut. Dieses stammt aus dem Nachlass des einheimischen Malers Heribert Fischer-Geising.
Rathaus und Ratskeller

Durch den Zusammenschluss der beiden kleinen Städte Altgeising und Neugeising wurde ein gemeinsames Rathaus notwendig. Im Oktober 1910 konnte es eingeweiht und in Besitz genommen werden. Die architektonische Gestaltung wurde durch den Dresdner Architekten Hans Gerlach mit einer zweigeschossigen Höhe in den Straßenzug eingepasst. Der bauliche Charakter entspricht in etwa dem, des rund 400 Jahre älteren und gegenüberliegenden Saitenmacherhauses. Beide Gebäude sind durch die für die Renaissance typischen Sitznischenportale gekennzeichnet. Bei schneller Betrachtung und ohne Lesen der Informationstafeln, wird die zeitlich unterschiedliche Bauzeit kaum bemerkt.

Seit der Eingemeindung zu Altenberg, werden im Rathaus nur noch geringe Verwaltungsaufgaben erfüllt.
Wie es sich gehört, kein Rathaus ohne Ratskeller. Dieser befindet sich jedoch in einem separaten Haus, einige Meter vom eigentlichen Ratsgebäude entfernt. Seit 1880 gab es an dieser Stelle eine Schankstube, heute beherbergt das Haus ein Hotel und ein Restaurant.
Das Sgraffito-Wandbild an der Oberschule Geising

Von den beiden Ratsgebäuden eingefasst, finden wir die Oberschule Geising. Zwar steht am Gebäude noch „Mittelschule Geising“, die Umwandlung in die Oberschule erfolgte aber schon 2013. Für mich sehr interessant ist die Giebelgestaltung. Als sogenannte Kunst am Bau, verziert ein Sgraffito-Wandbild von Klaus Drechsler die Fassade. Diese Ausführung soll von Bildern Picassos beeinflusst sein.
Vom „Gründelstadion“ zur Eishalle Geising

Es liest sich wie ein Widerspruch – Eishalle und Stadion. Das eine überdacht, das andere meist freistehend. Die Erklärung liefert die Geschichte. Dort wo sich heute die Eishalle Geising befindet, war bis 1998 ein klassisches Eisstadion mit Natureis. Neben sportlichen Aktivitäten für organisierte und nichtorganisierte Eisläufer war der Geisinger Ski- und Eisfasching der jährliche Höhepunkt im Stadion und natürlich per Umzug auch im Ort. Seit dem Neubau der Eishalle haben sich auch die sportlichen Angebote erweitert. Eisstockschießen und Curling sind nun bei jedem Winterwetter möglich.
Gewandert werden kann natürlich auch in Geising. Der über viele Stationen verlaufende Kammweg beginnt mit seiner ersten Etappe „Von Geising nach Holzhau“ sogar hier. Den Abschnitt zur Steinkuppe habe ich schon beschrieben.
Künstler aus Geising / Altenberg
Es ist keinesfalls ungewöhnlich, dass man als Besucher einer Stadt oder Gemeinde auf Hinweise bedeutender, oftmals auch nur regional bekannter Künstler stößt. Die örtlichen Heimatforscher und Freizeithistoriker, denen nicht genug gedankt werden kann, zeichnen meist für deren Erinnerung verantwortlich. So bestimmt auch in Geising. Sehr interessant für mich, dass ich in Geising auch auf zwei Künstler stoße, deren Werke ich in Ausstellungen schon über viele Jahre verfolge.
Die Geisinger Thomaskantoren
Neben der oben genannten Stadtkirche finde ich den Hinweis, dass in Geising zwei Thomaskantoren geboren wurden. Johann Schelle (1648 – 1701) war von 1677 bis zu seinem Tode Thomaskantor in Leipzig. Sein Nachfolger in diesem Amt, Johann Kuhnau (1660 – 1722), ist ebenfalls in Geising gebürtig. Auch er war bis zu seinem Ableben in Leipzig tätig. Und dessen unmittelbarer Nachfolger? Der kam nicht aus Geising, sondern aus Eisenach und hieß Johann Sebastian Bach.
Der Kunstmaler Heribert Fischer-Geising
Heribert Fischer-Geising (1896 – 1984) wurde von mir schon mit seinem Christophorus-Glasfenster in der Geisinger Kirche erwähnt. Als Heribert Fischer im böhmischen Teplitz-Schönau geboren, verbringt er einen Großteil seines Lebens (1919 – 1961) in Geising. Die komplette Vita und weitere Informationen zu Werk und Ausstellungen erfahren Sie auf den Internetseiten der Heribert Fischer-Geising Stiftung.
Der Erzgebirgsmaler Ewald Schönberg
Einige Meter weiter befindet sich in der Lange Straße 7 das Geburtshaus des Malers Ewald Schönberg (1882 – 1949). Aufgewachsen in der je nach Jahreszeit wechselhaft schönen Erzgebirgsregion, lernte er zeitig die anstrengenden, bescheidenen und auch gefährlichen Lebensbedingungen kennen. Das prägte ihn, wie viele seiner Malerkollegen aus dem Erzgebirge auch.
Und es zeigt sich in seinen Bildern. Bei Schönberg, der nach einer Tischlerlehre als Autodidakt zur Kunst kam, werden Mensch und Tier kaum „romantisch schön“ gemalt. Sein Stil wird der Neuen Sachlichkeit zugeordnet. Die Städtischen Kunstsammlungen Freital im Schloss Burgk sind im Besitz des Nachlasses des Künstlers.
Erholung im Hüttenteich Geising

Zum Abschluss meiner Geising-Tour machte ich noch einen kleinen aktiven Abstecher. Nicht ganz 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich mit dem Hüttenteich (nicht Hütterteich!) Geising ein interessanter Erholungsort und Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten. Sommers, wie winters ist das Areal ein lohnendes Ziel. Für Anreisende mit eigenem kraftgetriebenem Fahrzeug steht kurz davor ein Parkplatz zur Verfügung. Den Tagesschein erhält man schon für 3 Euro (Stand September 2021).
Das Naturbad Hüttenteich und die angrenzende Baude befinden sich am Fuße der Kohlhaukuppe inmitten von Bergwiesen gelegen. Beide Einrichtungen werden mit großer Anstrengung privat betrieben. Im Sommer kann gebadet und geschwommen werden, im Winter ist Schlittschuhlaufen geplant. Der Parkplatz am Ortsrand ist für Wanderer und Bergspaziergänger ein geeigneter Startpunkt für unterschiedliche und gut ausgeschilderte Touren und Ausflüge. Die Kohlhaukuppe mit ihrer Bergbaude und dem Stahl-Aussichtsturm ist dabei für viele das nächste Ziel. Etwas oberhalb der Hüttenteichbaude ist ein Blick auf den von vielen Seiten sichtbaren Hausberg der Ortschaft, den Geising-Berg, möglich.