Mein historischer Pfad durch Lauenstein
Lauenstein im Osterzgebirge
Das Müglitztal erstreckt sich von Heidenau in südlicher Richtung bis zum Fuß des Osterzgebirgskamms. Viele sehenswerte Orte gibt es in dieser Gegend. Nicht alle sind so bekannt, wie das im unteren Talbereich liegende Schloss Weesenstein. Auch in anderen Talabschnitten finden sich interessante Ausflugsmöglichkeiten, welche einen Besuch lohnenswert machen. Immerhin ist das Tal durchgängig mit dem ÖPNV erreichbar, was nicht überall Standard ist.
Dort, wo die dem Tal den Namen gebende Müglitz das Rote Wasser aus Geising aufnimmt, liegt die Stadt Lauenstein. Der örtliche Pfarrer Max Büttner (1866 – 1940) schrieb schon im Jahr 1902 in seiner „Chronik der alten Bergstadt Lauenstein …“ [ 1 ] „ … ragt etwa 500 Meter südwärts vom Zusammenfluß entfernt, auf kühnvorspringendem Felsen die alte Burg Lauenstein empor, an die sich, 526 Meter über NN gelegen, in malerischer Gruppierung der Gebäude die alte Bergstadt Lauenstein anschließt. … Seiner herrlichen windgeschützten Lage wegen ist Lauenstein ein gern besuchter Sommerfrischenort geworden und der Durchgangspunkt zahlreicher Touristen.“
Reichlich 120 Jahre später möchte ich diese Aussagen prüfen, ob sie auch auf unsere heutige Zeit zutreffen. So machte ich mich auf den Weg nach Lauenstein und durchbummelte den Ort etwas ausgedehnt.
Die Bergstadt Lauenstein
Im Juni 2024 feiert die Stadt Lauenstein das Jubiläum „650 Jahre Markt- und Stadtrecht Lauenstein“. Eine lange Geschichte für einen kleinen Ort, die mit dem 1494 durch die wettinischen Landesherren zugesprochenen Stadtrecht begann. Die Zeittafel der Geschichte von Lauenstein nennt dazu noch bedeutend mehr Informationen. Bis 1996 war Lauenstein selbstständig, in jenem Jahr erfolgte die Eingemeindung nach Geising. Seit 2011 ist Lauenstein nun ein Stadtteil der Bergstadt Altenberg.
Ich parke mein Gefährt auf dem fast quadratischen, aber sehr schräg abfallenden Marktplatz. Die ersten Eindrücke sind nicht überwältigend. Der Gasthof „Zum Goldenen Löwen“, über dessen Eingangstür der Schlussstein der alten Rathaustür darauf hindeutet, dass sich im Gebäude einst das Rathaus befunden hat, ist geschlossen. Schräg gegenüber wird das ehemalige „Hotel Lauensteiner Hof“ in der Dachrinne mit einer Birke verziert. Diesen Fassadenschmuck und dessen Bedeutung kenne ich noch aus einer anderen Zeit. Offene Geschäfte, Dienstleister, Gastronomie oder ähnliche Einrichtungen sind nicht zu erkennen.
Aber, ich sehe schöne Kleinstadthäuser, historisch gepflasterte Straßen und einige Wanderwegweiser. Der gepflegte Markt wird von einem Brunnen, dem Falknerbrunnen, dominiert. Eine in der Nähe stehende Tafel, die auf einen historischen Pfad durch Lauenstein aufmerksam macht, weckt mein Interesse. So schlecht sind die Startbedingungen für meinen Kleinstadtbummel also doch nicht.
Historischer Pfad durch Lauenstein
Ich entscheide ich mich, dem vorgezeichneten Weg nur bedingt zu folgen, er wäre mir sonst zu kurz. Insgesamt enthält der Rundweg neun Tafeln mit Informationen zum jeweiligen Standort. Ich starte am Marktplatz und laufe die Teplitzer Straße zur sogenannten „Fronfeste“, einem im Jahr 2013 restaurierten Torhaus. Als Teil der ehemaligen Stadtbefestigung verfügte Lauenstein einst über drei solcher Torhäuser. Auf dem kurzen Wegabschnitt passiere ich die Stadtkirche St. Marien und Laurentin (1596 – 1602). Leider ist diese verschlossen, so dass ich den in der alten und neuen Literatur viel gelobten Altar nicht betrachten kann. Der Schöpfer des 7 Meter breiten und 9 Meter hohen Altarwerkes ist der Pirnaer Michael Schwenke (1563-1609).
Über den Zschörnelweg verlasse ich den Ort und laufe zum Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Lauenstein / Müglitztal. Schon lange wollte ich mir das von 2001 bis 2006 errichtete Bauwerk ansehen. Immerhin wurde mit dessen Bau das östliche Müglitztalufer in Richtung Liebenau erheblich verändert. Die Staatsstraße S174 windet sich mit Serpentinenkurven aus dem Tal und fungiert als Autobahnzubringer zur A17.
Hochwasserschutz im Müglitztal
Trotzdem ist dem Bau der Schutzanlage nichts entgegenzusetzen. Immerhin mussten die Anrainer im Müglitztal regelmäßig schwere Hochwasserkatastrophen erleiden. Mit dem neuen HRB Lauenstein und dem in Glashütte (erstmal erbaut 1951 – 1953, Wiederaufbau 2005 – 2006, Erweiterung 2010 – 2013) sollen die Anwohner nun vor großen Naturkatastrophen geschützt werden.
Ohne viel Anstrengung erreiche ich die Staumauer und blicke in nah und fern. Im Tal fließt die Weiße Müglitz ab, am gegenüber liegenden Müglitzhang ist die Straße nach Liebenau zu sehen. In nordwestlicher Richtung entdecke ich die Stadtkirche von Lauenstein und dahinter liegend, schon in Nähe der Stadt Bärenstein, mache ich die Sachsenhöhe (636 m) aus.
Nach der Überquerung der Dammkrone schwenke ich nach links, erreiche das Müglitztal und nutze einen Teil des Mühlweges für den Rückweg. Zum Abschluss der knapp 3 km kurzen Runde steige ich durch die Schlossstraße noch einmal kräftig bergan.
Wieder am Markt von Lauenstein angekommen, werde ich vom Falknerbrunnen empfangen. Der Bildhauer Rudolph Hölbe (1848 – 1926) hat ihn 1913 geschaffen. Nur einige Schritte vom Markt entfernt, ist der Toreingang zum vom Stil der Renaissance geprägten Schloss Lauenstein. Ich habe das Schloss mit seinen interessanten Dauer- und Wechselausstellungen schon öfters besucht und verzichte diesmal auf einen Rundgang. Trotzdem werfe ich mehrere Blicke auf das Gebäudeensemble, den Innenhof und den Kräutergarten. Wohltuend stelle ich dabei fest, dass die seit drei Jahrzehnten umfassende Sanierung dem Schloss Lauenstein sehr gut getan haben.
Insgesamt war mein Stadtbummel durch den kleinen Ort im Osterzgebirge doch sehr interessant. Seit 2019 gehören das Lauensteiner Schloss und die Stadtkirche St. Marien und Laurentin als Bestandteil der Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří zum UNESCO-Welterbe. Ob das zwangsläufig mehr Touristen anlockt, bleibt abzuwarten, wünschenswert wäre es.
[1] Chronik der alten Bergstadt Lauenstein nebst einer Geschichte der Burg und ihrer Besitzer und der Beschreibung des Gotteshauses und seiner Kunstschätze; Büttner, Max J.; Druck und Verlag von Arwed Strauch; 1902