Ein Sonntag in Maxen
Sehenswürdigkeiten in Maxen
Ich laufe über das trockene und abgeerntete Feld. Die Stoppeln sind umgeackert, jeder Schritt staubt. Das kenne ich doch! Vor ungefähr 50 Jahren habe ich das öfters gemacht, in den großen Sommerferien, auf dem Lande, bei meiner Großmutter. Damals wie heute fühle ich mich dabei sehr wohl, mitten in der Natur.
Jetzt haben wir den Sommer 2022. Das „Blaue Häusel“ und die „Andersen Lärche“ liegen hinter mir und ich begebe mich zum Dorfplatz mit seinem Heimatmuseum, an einem Sonntag in Maxen.
Das Bergdorf Maxen
Das Bergdorf Maxen, ungefähr 100 m oberhalb des Müglitztals gelegen und mit dem Fahrrad in einer reichlichen Stunde ab Dresden zu erreichen, habe ich schon öfters besucht. Meist waren es bestimmte Anlässe, die mich in den Ort führten. Eine Sonderausstellung im Heimatmuseum, eine Veranstaltung im Kunsthof oder einfach nur ein Mittagstisch im Gasthof Maxen waren die Ziele.
Seit 1994 gehört das auf einer Hochebene liegende Dorf Maxen zur Gesamtgemeinde Müglitztal. Neben dem ebenfalls zum Verbund gehörenden Dorf und Schloss Weesenstein, welches traditionell eine kulturhistorische und geschichtliche Bedeutung hat, glänzt Maxen mit einem umfangreichen Kultur- und Kunstangebot. Einige Sehenswürdigkeiten von Maxen stelle ich hier vor.
Im heißen Sommer 2022 nutze ich nicht das Fahrrad und auch nicht den PKW. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und etwas aktiver Anstrengung starte ich meinen Sonntagsspaziergang nach und durch Maxen am Bahnhof Mühlbach im Müglitztal. Die 1,5 km hinauf zum Plateau sind schnell bewältigt.
Das Blaue Häusel
Über einen Feldweg erreiche ich den Waldrand und ein Hinweisschild weist mir den Weg zum „Blauen Häusel“ und zur „Hans-Christian-Andersen-Lärche“. Beide Ziele liegen direkt vor mir.
Das Blaue Häusel, ein gelber, quadratischer Pavillon, dessen Namen der Volksmund vom blauen Dach abgeleitet haben soll, wurde 1848 am Hang zum Müglitztal errichtet. Bauherr und Initiator für das Gartenhaus war der damalige Rittergutsbesitzer von Maxen, Major Johann Friedrich Anton Serre (1789 – 1863). Dessen kunstinteressiertes Wirken, gemeinsam mit seiner Frau Friederike, zog damals national und international bedeutende Künstler nach Maxen.
Neben dem späteren Ehepaar Clara (damals noch Clara Wieck) und Robert Schumann, dem Maler Ernst Ferdinand Oehme, den Bildhauern Bertel Thorvaldsen und Ernst Rietschel, sowie dem dänischen Märchendichter Hans Christian Andersen gehörte auch der von der heutigen indonesischen Insel Java stammende Maler Raden Saleh (1811 – 1880) dazu. Ihm zu Ehren wurde das kleine Gebäude im javanesischen Stil errichtet.
Die Hans Christian Andersen Lärche
Ein schmaler Waldweg führt mich zu einem weiteren interessanten Platz. Eine kleine Lärche, eine Bank und eine Lesebox empfangen mich an dieser Sehenswürdigkeiten bei Maxen. Hier pflanzte der Dichter Hans Christian Andersen im Jahre 1844 eine Lärche. Diese stand wohl reichlich 100 Jahre an dieser Stelle. Als Überrest des alten Baumes sind heute Teile des vertrockneten Baumstumpfes im Heimatmuseum Maxen und im H.C. Andersen Hus in Odense (Dänemark), dem Geburtshaus von H.C. Andersen, zu sehen. In Maxen pflanzte der örtliche Heimatverein 2001 eine neue Lärche. Nun gibt es dazu die passende HCA-Bank zum Verweilen und schon längere Zeit eine kleine Andersen-Bibliothek (geschützt in einer Plasteschachtel) zum literarischen Entspannen.
Hans Christian Andersen ist der Autor von zahlreichen Märchen. Nicht alle sind mehr so bekannt, wie z.B. „Die Schneekönigin“, „Das hässliche Entlein“, „Des Kaisers neue Kleider“, „Die kleine Meerjungfrau“ und natürlich „Das Feuerzeug“, umgesetzt im legendären DEFA-Film mit dem in Dresden aufgewachsenen Rolf Ludwig in der Hauptrolle.
Ich verlasse den Ort der Ruhe und wandere über das staubige Feld in Richtung Maxen. Auf meinem Weg zum Heimatmuseum Maxen streife ich weitere interessante Gebäude und Einrichtungen. Nicht alle sind zugängig. Das schon erwähnte Rittergut ist heute als Schloss Maxen in Privatbesitz und bietet auf der schlosseigenen Liebhaberbühne verschiedene Veranstaltungen an. Ein Besuch war mir an diesem Sonntag leider nicht möglich. Anders dagegen die Maxener Kirche, diese konnte ich besichtigen.
Das Heimatmuseum Maxen
Am Museum angekommen, überraschten mich zuerst die Öffnungszeiten – geöffnet jeden Sonntag von 13 bis 16 Uhr. Der örtliche Heimatverein ist der Betreiber der Einrichtung und koordiniert die Ausstellungen und Veranstaltungen. Auf einer Etage wird eine Vielzahl von geschichtlichen und kulturellen Ereignissen der Region präsentiert.
Ich nutze die Möglichkeit des Besuches. Mangels weiterer Besucher hatte ich die vier kleinen Räume ganz für mich allein. Die anwesende Frau Jutta Tronicke ergänzte die Ausstellungstafeln mit sachkundigen Erklärungen. Dabei entwickelten sich interessante Gespräche, welche weit über die normale Öffnungszeit hinaus andauerten.
Die Präsentation selbst ist in fünf Grundthemen gegliedert:
- die Entwicklung des Dorfes, ihrer Einwohner und deren Anwesen
- Industriegeschichte Kalkabbau und Marmorgewinnung
- die Geschichte der Naturbühne Maxen bis zur Gegenwart
- der Kunstkreis um das Ehepaar Serre
- die Darstellung der Schlacht bei Maxen (1759) als Diorama
Die von mir angeführten Eckpunkte stellen natürlich nur ein grobes Raster dar. Wie so oft in den kleinen und kleinsten Museumseinrichtungen ist mir auch in Maxen wieder etwas aufgefallen. Die Expositionen sind vielleicht nicht immer hochmodern, mit interaktiven Medien ausgestattet und / oder werden durch Audio-Guides unterstützt, aber sie sind meist sehr persönlich. Das gefällt mir.
Als ich das Heimatmuseum von Maxen verließ, hatte ich mehrere „Intensivkurse“ über die vielfältige Geschichte und die Sehenswürdigkeiten von Maxen erhalten. Dabei stellte ich auch fest, dass mich noch drei Schwerpunkte näher interessierten, wozu die Zeit aber an diesem Sonntag nicht mehr ausreichte.
Die Naturbühne Maxen mit dem angegliederten ehemaligen Kalkofen, der Kalkofen an der Maxener Straße und der Nachbarort Schmorsdorf, auch Ortsteil von Müglitztal, mit seinem Lindenmuseum werden also die nächsten Ziele sein.