Kleiner Romantik-Rundgang durch Bautzen
Der Romantik Rundgang Bautzen
Im Februar 2022 begab ich mich auf die Spuren des Bautzener Lehrpfades, einem Stadtrundgang durch die 1000jährige Stadt Bautzen, der schon 1957 erstmals unter dem Titel „Auf dem Lehrpfad durch das alte Bautzen“ auf Papier erschien.
Die Strecke entsprach in etwa dem heutigen Bautzener Geschichtspfad und führte die Besucher durch die bekannten Straßen und Gassen. Noch heute kann man an verschiedenen Orten der Innenstadt die alte Markierung, blau-gelber Strich auf hellem Grund, entdecken. Ein Abschnitt meines damaligen Rundganges führte mich über den Nicolaifriedhof. Von dort hatte ich einen schönen Blick in das Spreetal und auf den Protschenberg auf der gegenüberliegenden Talseite, wo ich eine kleine Kapelle sah.
Schon damals hatte ich mir vorgenommen, eine kleine Stippvisite auf die andere Spreeseite zu unternehmen. Nun war es soweit und für den heutigen Stadtrundgang holte ich mir profunde Unterstützung. Mein jahrelanger Wanderfreund ist ein gebürtiger Bautzener mit heimatgeschichtlichen Interessen. Besser konnten die Voraussetzungen also nicht sein.
Kurzer Ausflug ins Spreetal
So machten sich bei sehr sommerlichen Temperaturen zwei fast alte Männer, kamerabehängt und mit einem regionalen Bildband für den Fotovergleich unter dem Arm, auf den Weg, sich die nicht ganz so bekannte Seite von Bautzen per pedes zu erschließen. Der schon oft beschriebene Romantik-Rundgang diente uns dabei nur als Orientierung.
Wir starteten an einem Parkplatz unterhalb der Friedensbrücke und liefen spreeaufwärts, vorbei an der Neuen Wasserkunst bis zur Heilig-Geist-Brücke. Eine Spreequerung ist an dieser Stelle schon 1350 nachweisbar. Die jetzige Nutzungsform für Fußgänger und Fahrzeugverkehr wurde 1997 wiederhergestellt.
Unser nächstes Ziel war der Bergweg „Am Protschenberg“, über den wir von der Spree aus hinauf zum Aussichtspunkt Protschenberg laufen wollten. Dafür mussten wir allerdings erst einmal über den Scharfenweg bis zur Scharfenstegbrücke leicht bergab gehen.
Hinauf zum Protschenberg
Der Protschenberg mit seiner kleinen Kapelle (Baujahr 1884) und seinem 1789 eingeweihten Friedhof gehörte ursprünglich zum Dorf Seidau, welches 1922 zu Bautzen eingemeindet wurde. Leider ist eine Besichtigung der Kapelle nicht möglich. Wir begnügten uns mit der schönen Aussicht, die uns mehrere Blicke in das Spreetal und zum gegenüberliegenden Schloss ermöglichte.
Bei den Bautzenern ist der Protschenberg mit der österlichen Tradition des sogenannten Eierschiebens verbunden. Erwachsene ließen am Ostersonntag Eier und Früchte vom hoch über der Hauptspree liegenden Wall zu den erwartungsfrohen Kindern ins Tal rollen.
Wir steigen ins Tal zur Hammermühlenbrücke ab, um gleich wieder von der Straße „Unterm Schloß“ den Aufstieg in Richtung Osterweg zu wählen. Von hier aus führte uns die selbst so gewählte Strecke immer an der Schlossmauer entlang, die mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten von Bautzen immer im Blick. Die heute so romantisch und im besten Zustand aussehenden Teile der Burganlage waren vor über 30 Jahren teilweise noch in einem ruinösen und fast abrisswürdigen Zustand. Dass sie nach der jahrzehntelangen Vernachlässigung wieder zur heutigen Pracht gemacht wurden, ist vielen Einzelpersonen und u.a. der Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu danken. So konnten wir die folgenden Gebäude in bester Erhaltung von außen und teilweise auch von Ihnen besichtigen.
Entspannung zwischen Osterweg und Reymannweg
Der Burgwasserturm gilt als der älteste Teil der Bautzener Burganlage, wurde einst zur Wasserversorgung errichtet und später zum Verteidigungsturm umgebaut. Wir folgen dem Weg und erreichen die Mühlbastei. Inzwischen ist aus dem Osterweg der Reymannweg geworden. Dieser Teil wurde im Jahr 1935 angelegt und nach dem Stadtgeschichtsschreiber und Heimathistoriker Richard Reymann (1840 – 1913) benannt.
Die 1468 errichtete Mühlbastei war von Anfang ein Wehrturm zur Verteidigung der Stadt. 1945 schwer zerstört, war sie zum Ende der DDR-Zeit nur noch kopflos zu sehen, heute ist die Mühlbastei eine private Übernachtungsmöglichkeit über 5 Etagen. Das folgende Mühltor war wohl zum Schutz des Spreeaufgangs gedacht. Heute nutzt der „ALTSTADT BAUTZEN e.V.“ die Wächterstube für Ausstellungen und Kommunikation.
Finale an der Alten Wasserkunst
Nach dem Passieren des Mühltores sahen wir auch schon eines der bekanntesten Wahrzeichen von Bautzen, die Alte Wasserkunst. Der 1558 von Wenzel Röhrscheidt d. Ä. errichtete siebengeschossige Steinbau wurde ursprünglich zur Wasserversorgung der Stadt Bautzen angelegt, galt aber gleichfalls als Wehranlage. Die Wasserkunst ist heute ein technisches Museum mit Ausstellungen und zahlreichen Informationen. Das Museum und der Turm mit seiner Aussichtsplattform in 47 m Höhe können natürlich besichtigt werden. Um die Aussicht in nah und fern genießen zu können, gilt es eine dreistellige Anzahl von Stufen aus Stein, Metall und Holz zu bewältigen. Dabei kann zwischendurch auch der vorbildlich sanierte Wehrgang begangen werden.
Zum Abschluss unseres kleinen Romantik-Rundganges durch Bautzen besichtigten wir noch die Michaeliskirche (sorb. Michałska cyrkej). Diese befindet sich vis-a-vis der Alten Wasserkunst. Auch hier ist der Blick in die letztmalig im Jahr 2007 renovierte spätgotische Hallenkirche sehr zu empfehlen. Für die ev.luth. Sorben der Region findet jeden ersten Sonntag im Monat ein sorbischsprachiger Gottesdienst statt.