Unter Leuten im Kurort Seiffen
Seiffener Weihnacht 2024
Ist es eine glückliche Idee, kurz vor Weihnachten ins Erzgebirge zu fahren, um durch das festlich geschmückte Spielzeugdorf Seiffen zu flanieren?
Ja, natürlich, werden die zahlreichen Kunsthandwerker und Ladengeschäfteinhaber berechtigterweise rufen. Warum auch nicht, antworte ich. Der Ort ist mir nicht unbekannt und wurde schon in fast jedem Lebensalter und zu jeder Jahreszeit von mir besucht. Warum auch nicht mal direkt vor Weihnachten?
Die rund 70 Kilometer Anfahrt waren schnell bewältigt. Leider hielt das Wetter nicht, was es noch beim Passieren der Bergstadt Frauenstein ankündigte. Rund um Seiffen war es kalt und trüb, dafür zum Glück etwas winterlich. Auf dem Parkplatz Jahnstraße wurde gegen 12 Uhr schnell noch ein preisintensiver Stellplatz gekauft und schon ging es mit meiner Begleiterin zu Fuß los.
Die zentrale Hauptstraße erreichten wir in wenigen Gehminuten. Mitten im Kern der Seiffener Weihnacht, die jedes Jahr vom 1. bis zum 4. Advent stattfindet, bieten hier zahlreiche Kunsthandwerker, manche quasi gleich neben der Werkstatt, ihre traditionellen Waren an.
Kunsthandwerk hat in Seiffen Tradition
Die erzgebirgische Handwerkskunst hat Tradition, ist unverwechselbar und die Produkte haben ihren Preis. Gerade die letzte Eigenschaft ruft immer wieder Wettbewerber auf den Plan, deren Fertigungsstätten sich nicht im Erzgebirge, nicht mal in Europa befinden und deren Angebotspreise erheblich unter denen der kunsthandwerklich gefertigten Artikel der Region liegen.
Das Problem ist nicht neu und solange diese Produkte z.B. nur unter der Bezeichnung Weihnachtspyramide verkauft werden, scheint das noch legal zu sein. Anders dagegen, wenn diese Weihnachtsartikel mit einer der gesetzlich geschützten Wortmarken „Erzgebirgische Volkskunst“, „Erzgebirgische Holzkunst“ oder „Erzgebirgische Nussknacker“ beworben werden. Dagegen wehrt sich der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. entschieden.
Übrigens, den Beruf des Holzspielzeugmachers gibt es schon seit 1936 und seit dem Jahr 1995 ist er als Ausbildungsberuf bundesweit anerkannt. Die Ausbildung erfolgt nur im Erzgebirgsort Seiffen.
Flanieren zwischen Geschäften und Museum
Auch wir besuchen den einen und anderen Verkaufsladen. Zwischen den klassischen Weihnachtsfiguren wie Räuchermänner, Nussknacker, Engel und Bergmann werden natürlich auch unzählige Ausführungen von Pyramiden, Schwibbögen und Adventsleuchtern gezeigt. Wo, wenn nicht hier?
Dem auch an der Hauptstraße liegenden Erzgebirgischen Spielzeugmuseum statten wir nur einen Kurzbesuch ab. Der mechanischer Heimatberg im Eingangsbereich hatte es uns diesmal angetan. Rund 50 gedrechselte und geschnitzte Figuren wurden 2008 vom Seiffener Günther Zielke geschaffen. Wer, wie wir, 1,50 € investiert, kann die ganze Mechanik knapp zwei Minuten in Bewegung bestaunen. Etwas kurz, aber schön.
Die Bergkirche Seiffen
Nach dem Genuss einer Thüringer Bratwurst im sächsischen Erzgebirge stiegen wir einige Meter bergan. Die berühmte Bergkirche Seiffen war unser Ziel. Wer kennt ihn nicht, den spätbarocken, auf einem achteckigen Grundriss angelegten Kirchenbau, welcher der Dresdner Frauenkirche nachempfunden sein soll. Im Inneren zeigt sich das Gotteshaus durch viel Schlichtheit, geschmückt mit sakralen Gegenständen aus Zinn, Holz und Glasleuchter aus einer Seiffener Glashütte und aus Böhmen.
Der Baumeister der am 7. November 1779 geweihten Seiffener Kirche war der Zimmermeister Christian Gotthelf Reuther (1742 – 1795) aus Kreischa bei Dresden.
Genussvolles Finale
Zum Abschluss unseres vorweihnachtlichen Rundganges durch das Spielzeugdorf Kurort Seiffen kehrten wir zum Kaffee in das Hotel Erbgericht – „Buntes Haus Seiffen“ ein. Eine freundliche und schnelle Bedienung rundete den Ausflugstag ab.
Ach so, steht noch die Frage: Ist es eine glückliche Idee, kurz vor Weihnachten ins Erzgebirge zu fahren? Nach unserem Ausflug, der am Freitag vor dem 3. Advent erfolgte, möchte ich die Frage mit ja beantworten. Wir waren zwar unter Leuten, wenn es aber anders gewesen wäre, hätte es uns und vor allem den Kunsthandwerkern und Ladengeschäfteinhabern sehr zu denken gegeben.